Camille Cretegny produziert mit ihrem berühmten Vater Willy auf der Domaine La Devinière in Satigny unter anderem einen der besten Gamays des Kantons Genf. Aber zum Wein kam sie erst auf «Umwegen». Zwar wuchs Camille Cretegny in den Reben auf, aber erst schlos sie ihre Ausbildung zur Advokatin erfolgreich ab. Sie plante eine Karriere als Juristin. Die Liebe zum Wein war dann aber stärker. Papa Willy freut’s. Und viele Weinfreunde auch.
Camille Cretegny leitet vor den Toren Genfs das Weingut La Devinière in Satigny. Umweltbewusst und nachhaltig. Für Ihre Arbeit als Winzerin wurde sie von Gault&Millau als «Rookie 2024» ausgezeichnet.
«Rookies 2024»
Die Weinjury von Gault&Millau zeichnet jedes Jahr die grössten Winzer-Talente im Land aus. Die «Rookies 2024» sind Gianmarco Ofner, Michel Reynolds, Damille Cretegny, Adrien Stevens und Clément Luisier.
Umweltbewusster Weinbau
«Bereits im Weinberg strebe ich nach biologischem, nachhaltigem, menschenwürdigem und umweltbewusstem Weinbau», sagt Camille. Sie sucht von der Traube bis zur Flasche den bestmöglichen Einsatz der Ressourcen. So werden die meisten Arbeiten im Weinberg in Handarbeit ausgeführt. Die Flaschen werden gewaschen und wiederverwendet; ein Flaschenpfand ist im Preis einberechnet. Das Produktionsgebäude ist mit Sonnenkollektoren ausgestattet und das Regenwasser wird gesammelt.
Der Vater war ein Bio-Pionier
Nach ihrer Ausbildung kehrte Camille Cretegny 2018 aufs elterliche Weingut in Genf zurück. 2022 übernahm die heute 35-Jährige dessen Leitung, ihr Vater Willy arbeitet jedoch nach wie vor mit. In seiner Jugend war er ein Rebell. Bereits 1995 produzierte er alle seine Weine unter dem Bio-Label, er war einer der Bio-Pioniere unter den Genfer Winzern. 2001 sorgte er für Aufsehen in der gesamten Schweiz, als er mit dem Traktor nach Bern fuhr und vor dem Bundeshaus 252 Flaschen Chasselas ablud, um so seine Steuern zu bezahlen. Es war ein Protest gegen die seiner Meinung nach falsche Rebbau-Politik des Staats.
Pinot Noir, ausgebaut im Eichenfass
Als wichtigste unter ihren vielen Rebsorten nennt Camille Cretegny Chasselas, Gamay und Pinot Noir. Die Rotweine reifen in grossen Eichenholzfässern mit einem Fassungsvermögen von 3000 Litern. Ihr Gamay zählt zu den schönsten aus der Genfer Region, der Chasselas ist fruchtbetont und mineralisch. Und der Pinot noir wird klassisch im Eichenfass ausgebaut. Zurzeit befasst sie sich mit einem Projekt zur Verlegung des Kellers und zum Bau eines neuen Gebäudes. «Dabei möchten wir die Elemente des bisherigen Baukörpers so weit wie möglich wiederverwenden. Sie werden später vor allem beim Gerüst des künftigen Gebäudes eingesetzt werden», sagt die junge Chefin von La Devinière.
Das Weingut La Devinière
Auf dem Weingut La Devinière vor den Toren von Genf wachsen auf 13 Hektaren 18 verschiedene Rebsorten. Dies ist auch für Genfer Winzer, die für ihre grosse Vielfalt bekannt sind, eine rekordverdächtige Menge. Das Weingut liegt in Satigny, der grössten Weinbaugemeinde der Schweiz, die mit 480 Hektar über mehr Rebfläche verfügt als der ganze Kanton Graubünden. Gegründet wurde das Gut 1990 von Willy Cretegny, welcher als Bio-Pionier bereits früh die gesamte Fläche nach biologischen Richtlinien umgestellt hat und seit 1995 seine Weine mit dem Bio-Zertifikat ausweist. 2018 ist Tochter Camille ins elterliche Weingut eingestiegen und wird es in die Zukunft führen.
TEXT: ELSBETH HOBMEIER FOTO: SEDRIK NEMETH, LEICHT GEÄNDERTE VERSION, ORIGINAL UND ERSTPUBLIKATION BEI GAULT&MILLAU