Das Handy klingelt. Die Bio-Bäuerin nimmt ab. Am anderen Ende stellt sich eine Stimme freundlich vor und fragt: «Am Dienstag möchte ich bei Ihnen die Bio-Kontrolle durchführen, passt das?» Die Mitglieder von Bio Suisse müssen jährlich aufzeigen, dass sie die Bio-Verordnung des Bundes sowie die Richtlinien von Bio Suisse einhalten. Geprüft wird das von unabhängigen Kontroll- und Zertifizierungsstellen, die ihrerseits unter der Oberaufsicht der Schweizerischen Akkreditierungsstelle SAS des Staatssekretariats für Wirtschaft (SECO) stehen.
Bio-Produkte erfüllen die Richtlinien und sind rückverfolgbar aufs Feld. Dafür garantieren unabhängige Kontrollen und seriöse Hersteller.
Kontrolle am Ort des Geschehens
Eine Woche ist vergangen und der Bio-Kontrolleur fährt auf dem Hofplatz vor. Er schreitet mit der Bio-Bäuerin über die Felder und schaut sich im Stall um. Die Bio-Kontrolle geschieht vor Ort, denn so wird den Kontrolleur:innen schnell klar, auf welche Aspekte sie besonders achten müssen. Viele Regelverstösse sind vor Ort erkennbar; etwa ob die Beikraut-Regulierung mechanisch geschah oder in verbotener Weise mit Herbiziden. Letzteres hätte eine sofortige Aberkennung des Bio-Labels zur Folge.
Aufschlussreicher Papierkram
Nach dem Rundgang durch den Bio-Hof wartet am Küchentisch eine lange Checkliste auf die beiden. «Zeigen Sie mir das Auslaufjournal», sagt der Kontrolleur zur Landwirtin. Er will prüfen, ob die Rinder in der Wintersaison auch wirklich mindestens 13 Tage pro Monate nach draussen konnten. Er ist zufrieden. Die Landwirtin hatte jeden Ausgang des Viehs ins Auslaufgehege säuberlich notiert. Sie hätte das auch bei einer unangekündigten Stichprobenkontrolle vorweisen müssen. Die Unterlagen bestätigen zudem den Eindruck des Kontrolleurs. Die Sprunggelenke der Tiere waren gesund, nicht so wie bei Kühen, die sich zu wenig bewegen.
Wie die Kontrolle im Detail abläuft, beschreibt dieser Bioaktuell Artikel.
Zertifizierung: Die Kontrolle der Kontrolle
In der gleichen Art prüft der Kontrolleur viele weitere Punkte. Er schaut etwa, ob auf der Quittung ersichtlich ist, dass die Landwirtin Saatgut in Bio-Qualität eingekauft hat. Fast drei Stunden dauert die Kontrolle. Den Schlussbericht leitet der Kontrolleur zur Prüfung an die Zertifizierungsstelle weiter. Ist die jährliche Bio-Kontrolle bestanden, erhält die Landwirtin ein neues Bio-Zertifikat. Dieses muss sie dann seinerseits beim Produkteverkauf in den Handel mitliefern. So lässt sich zum Beispiel ein Sonnenblumenöl von der Ladentheke bis auf den Bio-Acker zurückverfolgen.
Auch für verarbeitende und internationale Betriebe
In ähnlicher Weise werden auch die Lebensmittel verarbeitenden Betriebe kontrolliert, die Bio-Produkte mit der Knospe herstellen. Korrespondiert die Menge der hergestellten Produkte mit den eingekauften Bio-Rohwaren? Entspricht die Rezeptur den Richtlinien von Bio Suisse? Trennt der Betrieb strikt konventionelle von biologischen Waren? Auch hier geht ein Kontrolleur vor Ort solchen Fragen nach. Und auch internationale Betriebe, die mit Ihrer Ware den Schweizer Knospe-Markt ergänzen, werden zusätzlich zum EU-Standard (oder äquivalent) auf die Einhaltung Einhaltung der Richtlinien von Bio Suisse geprüft.