Die Schweizer Landwirtschaft verzeichnete 2021 aufgrund des schlechten Wetters eine historisch schlechte Getreideernte. Davon ist auch der Biolandbau betroffen, insbesondere der Bio-Weizen. Trotz Ausdehnung der Bio-Mahlweizenfläche auf rund 7'300 Hektar (+6.9% gegenüber 2020) fiel die Ernte um 30 Prozent tiefer aus. Um die begrenzte Verfügbarkeit auszugleichen, erteilt Bio Suisse eine befristete Sonderbewilligung bis längstens 31. August 2022. Die Sonderbewilligung wird allen Mühlenbetrieben ausgesprochen. Bei der Vermahlung dürfen demnach maximal 20 Prozent Knospe-Weizen von europäischen Betrieben eingesetzt werden, die nach den Richtlinien von Bio Suisse zertifiziert sind. Das Mehl darf weiterhin mit der Schweizer Knospe ausgelobt werden.
Die Richtlinien von Bio Suisse verlangen bei der Vermahlung 90% Weizen aus der Schweiz – nun sind befristet bis 31. August 80% erlaubt. Wieso darf das Mehl trotzdem mit der Schweizer Knospe ausgelobt werden?
Die Sonderbewilligung ist im Einklang mit der gesetzlichen Swissness-Regel, die einen Mengenanteil von 80% mit Herkunft Schweiz verlangt. Die schlechte Getreideernte ist witterungsbedingt höherer Gewalt geschuldet und die Bewilligung auf wenige Monate befristet.
Wieso kann kein Knospe-Weizen aus Übersee importiert werden?
Gemäss Richtlinien von Bio Suisse muss Knospe-Brotgetreide von europäischen Betrieben stammen, die Knospe-zertifiziert sind.
Rechnet Bio Suisse mit einer Verlängerung der Sonderbewilligung?
Wir gehen davon aus, dass sich die Mühlen bis zum 31. August 2022 bei Bedarf ausreichend mit Knospe-Weizen aus Europa eindecken werden. Wie die Ernte 2022 ausfallen wird, lässt sich an der Richtpreisrunde im Juni abschätzen.
Wie will Bio Suisse einer erneuten Unterversorgung mit Schweizer Knospe-Weizen vorbeugen?
Bio Suisse hat 2021 zusammen mit dem Detailhändler Coop und Swissmill eine Bio-Brotgetreidestrategie formuliert. Diese sieht vor, dass bis 2027 alle Bio-Brote auf Schweizer Knospe-Brote umgestellt werden. Um dieses Ziel zu erreichen, braucht es zusätzliche Bio-Ackerflächen. Ackerbau-Betriebe, die an einer Umstellung auf Bio interessiert sind, werden derzeit besonders gesucht.