Biobauer: «Versuchen, den natürlichen Gegebenheiten nahe zu kommen»

06. März 2017




Bioeier haben heute in der Schweiz einen Marktanteil von rund 25 Prozent. Peter Lüscher bewirtschaftet in Holziken AG einen 22 Hektar grossen Biobetrieb und ist Präsident der Fachgruppe Ei von Bio Suisse.

Seit wann sind Sie Biobauer?

Seit dem Jahr 1998 führen wir unseren Betrieb im Aargauer Suhrental biologisch.


Wie viele Biohühner haben Sie?

2000 Legehennen.


Kann man 2000 Hühner in einer Herde artgerecht halten?

Eine Haltung wie in der Natur ist bei den meisten Nutztieren nicht möglich. Das Huhn ist ein Busch- und Waldtier. Wir versuchen aber den natürlichen Gegebenheiten möglichst nahe zu kommen. Bio-Knospe-Bauern lassen die Hühner auf die Weide, bieten Schatten- und Rückzugsplätze, halten sie im Vergleich zu konventionellen Betrieben in grossräumigeren Ställen mit geschützter Aussenklima-Zone, bieten Sandbäder und streuen Körner auf den Boden. So können die Hennen ihr natürliches Verhalten ausleben.


Was gefällt Ihnen am besten an der Biohühnerhaltung?

Sie ist für unsere Familie ein Teil unserer Lebensgrundlage. Nach den Richtlinien von Bio Suisse ist keine Massentierhaltung möglich. Darum gibt es keine Biotierfabriken, sondern die Eier werden auf zahlreichen Biohöfen produziert. Weil der Preis für Knospe-Eier angemessen ist, lohnt sich unsere Arbeit auch. Mit Hühnern, unseren Mutterkühen und unserem Ackerbau können wir nicht nur die Nährstoffkreisläufe auf dem Betrieb schliessen, sondern auch als Familie von unserer Arbeit leben.

Und was stresst Sie am meisten?

Die Gruppendynamik in der Hühnerherde. Wenn von 25 Kühen eine Probleme verursacht, kann man sie aus der Gruppe nehmen und separat halten. Wenn bei den Hühnern gewisse Tiere Probleme verursachen, etwa andere zu picken beginnen, lassen sie sich schlecht aus der Herde nehmen und einzeln halten.


Was fressen Ihre Biohühner?

Biologisches Mischfutter aus einer Knospe-Mühle. Das besteht hauptsächlich aus Weizen, Mais, Soja, Sonnenblumen und Kalk für die Eierschale. Im Sommer fressen sie zudem frisches Gras auf der Weide und im Winter siliertes Gras.


Woher stammt Ihr Hühnerfutter?

In der Schweiz produzieren wir nur 35 Prozent des Biohühnerfutters selbst. Beim Getreide sind es fast 60 Prozent, Soja hingegen wird praktisch alles importiert. Das Futter stammt zum grössten Teil aus Österreich, Deutschland, Ungarn, Rumänien und der Ukraine und wird dort unter den gleich strengen Richtlinien von Bio Suisse produziert wie in der Schweiz.


Warum stammt ein Teil des Futters aus dem Ausland?

Die Schweiz kann sich nur zu 55 Prozent selbst versorgen. Den Rest müssen wir als Nahrungs- und Futtermittel importieren.


Warum füttern Sie Soja?

Soja ist einerseits ernährungsphysiologisch für die Hühner ideal, anderseits ist es viel besser als sein Ruf. Knospe-Soja hat viele Vorteile: Es wächst garantiert nicht auf nach 1994 gerodeten Flächen. Die Betriebe werden als gesamtes biologisch geführt. Soja ist Teil einer sinnvollen Fruchtfolge, das heisst, sie wechselt sich auf den Feldern jährlich mit anderen Kulturen ab, was sich positiv auf die Pflanzengesundheit auswirkt. Soja bindet im Gegensatz zu anderen Futterpflanzen wie Mais und Sonnenblumen natürlicherweise Stickstoff aus der Luft im Boden. Soja ist agronomisch eine sehr wertvolle Pflanze.


Wie stehen Sie als Landwirt grundsätzlich zu Lebensmittelimporten?

Wie gesagt, die Schweiz muss Nahrungs- und Futtermittel importieren. Wichtig ist, dass wir uns bewusst entscheiden, von welchen Ländern, Betrieben und mit welchen Standards wir importieren wollen. Bio Suisse will langfristige und gegenseitig verlässliche Beziehungen aufbauen. Bis 2019 setzen wir nur noch Futtermittel aus Europa ein. Das ist der richtige Weg.


Wie unterscheidet sich Biofutter vom konventionellen Futter?

Bio-Knospe-Futter wird besonders nachhaltig angebaut und ist daher besser für die Umwelt. Es stammt ja von reinen Biobetrieben die keine chemisch-synthetischen Dünger und Pestizide einsetzen.



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