Lesen Sie dazu unser Interview mit Guido Fuchs, Projektleiter Nachhaltigkeit bei Coop mit Schwerpunkt Non-Food, Abfall/Recycling/Littering sowie generell übergeordneten Kreislaufwirtschaftsthemen.
Herr Fuchs, warum haben Coop und die Kaffeeherstellerin UCC, die für Coop die Eigenmarke «La Mocca» produziert, sowie La Semeuse beim Knospe-Kaffee von Plastik- auf Aluminiumkapseln umgestellt?
Coop, UCC und La Semeuse haben den Anspruch, dass möglichst viele Kapseln rezykliert werden und damit die Kapselproduktion nachhaltiger wird. Dies ist unter Betrachtung sämtlicher Umweltaspekte bei der Aluminiumkapsel der Fall.
Zur Herstellung des Werkstoffs Aluminium braucht es sehr viel Energie. Auch der Bauxitabbau bringt grosse Umweltprobleme mit sich: Landschaftszerstörung, Abholzung von Wäldern, Entstehung giftiger Schlämme. Was daran soll nachhaltig sein?
Wie Sie richtig sagen, ist der Bauxitabbau und die Herstellung von Roh-Aluminium mit bedeutender Umweltbelastung verbunden. Jedoch ist Aluminium ein sogenanntes «permanent material». Das heisst, es lässt sich beliebig oft wieder einschmelzen und für neue Produkte verwenden, ohne Downcycling. Man kann damit also den Input von Neu-Aluminium auf ein Minimum reduzieren.
Wie erreichen Sie die notwendige Rezyklierquote von mindestens 80 Prozent, damit die Ökobilanz wirklich gleich gut respektive besser ist als bei Plastik?
Aktuell wissen wir nicht, wie viele der bisherigen Aluminiumkapseln tatsächlich ins Recycling gehen. Wir kommunizieren aber zusammen mit der Einführung der Alukapseln auch, dass jeder Coop-Supermarkt – wie übrigens bisher auch die Interdiscount-Filialen – die Kapseln zurücknimmt. Wir werden den Rücklauf laufend monitoren und jeweils kommunikativ aktiv werden, falls der Rücklauf nicht ausreichend ist. Eine Recyclingquote von 80 Prozent ist sicher erreichbar, wenn wir sie vergleichen mit Alugetränkedosen, PET-Getränkeflaschen und Glasflaschen, die sich auf ähnlichem Niveau bewegen.
Wo werden die Kaffeekapseln rezykliert und wie gelangen sie dorthin? Ist dies alles in der Ökobilanz eingerechnet?
Die in den Coop-Supermärkten gesammelten Kapseln werden mit unseren eigenen Versorgungslastwagen zurück in die Verteilzentrale gebracht und dort zwischengelagert. Wenn die entsprechenden Sammelcontainer voll sind, werden sie von einem Dienstleister abgeholt und in das Recyclingwerk der Firma Barec in Moudon gebracht. Dort erfolgt die Trennung von Kaffeesatz und Aluminium. Der Kaffeesatz wird in einer Vergärungsanlagen in der Nähe vergärt. Das alles wurde in bereits zwei Ökobilanzen nachgerechnet.
Wie hoch ist der Anteil von Knospe-Kaffee in Ihrem Sortiment?
Knapp 10 Prozent.
Weist der Knospe-Kapselkaffee weitere Nachhaltigkeitsvorteile auf?
Ja, er ist zusätzlich «Fairtrade»-zertifiziert. Die Kleinbauern in den Kaffeeanbauregionen haben dadurch ein stabileres und besseres Einkommen.
Setzen Sie auch bei konventionellem Kaffee auf Nachhaltigkeitsstandards?
Ja. Aktuell haben bereits 95,5 Prozent der Eigenmarken-Kaffees im Coop-Sortiment – dazu gehören Kaffeebohnen, gemahlener Kaffee und Kapseln – einen Nachhaltigkeitsstandard im Anbau. Der Grossteil ist «Fairtrade»- und Knospe-zertifiziert. Einige Artikel, sie gehören zur Eigenmarke Prix Garantie, sind UTZ- und Rainforest-Alliance-zertifiziert. Bis Ende 2020 streben wir 100 Prozent nachhaltigen, zertifizierten Kaffee in unserem Eigenmarkensortiment an. Zusätzlich setzen wir uns dafür ein, dass die Markenartikelhersteller den Anteil an zertifiziertem Kaffee ebenfalls kontinuierlich ausbauen.
Und Sie persönlich, auf was legen Sie Wert beim Kaffeetrinken?
Für mich ist wichtig, dass der Kaffee möglichst biologisch produziert und fair gehandelt wurde. Und natürlich muss er mir schmecken. Ich trinke unterschiedliche Kaffees und experimentiere immer wieder mit neuen, vor allem Single-Origin-Kaffees, sofern sie die beiden Bedingungen erfüllen. Betreffend Zubereitungsart bin ich auch divers. Im Büro «La Mocca Bio»-Kapseln, zu Hause, wenn es schnell gehen muss, Kaffee aus dem Vollautomaten und am Wochenende, wenn ich Zeit habe, nutze ich den Aeropress.
Weitere Informationen zu den «La Mocca Bio»-Kaffekapseln.
Interview: Karin Nowack, Bio Suisse; Bilder: zVg
Ökobilanz von Kaffee: Was ist besser – gekapselt oder offen?
Bei Ökobilanzen ist es wichtig, dass man nicht Äpfel mit Birnen vergleicht, sondern ein genau definiertes Produkt. In diesem Fall eine Tasse Kaffee, genauer gesagt: 40 Milliliter Kaffee. In der Ökobilanz werden alle Umweltbelastungen aufgerechnet, die bis zur fertigen Tasse Kaffee anfallen: der Anbau in der Kaffeeplantage, die Ernte, der Transport, die Verarbeitung, die Verpackung, die Zubereitung und die Entsorgung.
Die auf Nachhaltigkeit spezialisierte Unternehmensberaterin Quantis hat im Auftrag von Coop eine solche Ökobilanz für eine Tasse fertig zubereiteten Kaffee erstellt. Dabei schneidet die Kaffeekapsel aus Aluminium von allen Varianten am besten ab, insbesondere, wenn sie vollständig rezykliert wird. Untersucht wurden neben Alukapseln auch Kapseln aus Plastik und Bio-plastik, Filterkaffee sowie der Vollautomat.
Der höhere Aufwand für die Verpackung bei Kapseln wird durch einen geringeren Kaffeeverbrauch (weniger Gramm Kaffee in der Kapsel) und die optimierte Nutzungsphase wettgemacht. Mit der Nutzungsphase ist die Umweltauswirkung der Kaffeemaschine gemeint, inklusive Herstellung der Maschine, Aufheizen und so weiter. Wichtig ist vor allem, dass die Kapseln wirklich vollständig rezykliert werden, das heisst, dass die Kunden die Kapseln in die Filiale zurückbringen. Nur so bleibt der Rohstoff Aluminium im Kreislauf und kann wiederverwendet werden.
Hier sind die Ergebnisse der Studie.
Autorin: Karin Nowack, Bio Suisse