Die Cave de l’Orlaya in Fully (VS) gehört zu jenen Orten, die man nie wieder vergisst, wenn man einmal den Fuss über die Schwelle gesetzt hat. Das zwei Meter hohe Beton-Ei und der verglaste Weinkeller, in dem die Fässer auf ihren Auftritt zu warten scheinen, verleihen dem safrangelben Gemäuer einen modernen Touch. Gleichzeitig lädt die lange Bar zur Weinverkostung und zu einem Gespräch mit der Winzerin ein.
Der Weinkeller ist schlicht, transparent und effizient – ein Abbild seiner Besitzerin. Fünf Jahre ist es nun her, dass Mathilde Roux das Gut in Fully übernommen und ihm den neuen Namen «Cave de l’Orlaya» gegeben hat. Hier verwirklicht sie sich ihren Traum aus Kindertagen und lebt von ihrer Leidenschaft für den Wein: Rund zwanzig verschiedene Weine keltert sie aus ihrer acht Hektar grossen Rebfläche an den Granithängen.
Lebendiger Boden und Ouessantschafe.
Seit ihren Anfängen auf Orlaya nagte die Idee an ihr, das Weingut auf Bio umzustellen: «Ich betrachte den Weinberg als eigenständiges Ökosystem. Er braucht einen vitalen Boden und eine Umwelt, in der eine hohe Biodiversität besteht, mit einer Vielfalt an Pflanzen und Insekten. Meine Arbeit besteht darin, diese Umwelt zu respektieren und dafür zu sorgen, dass die Rebstöcke von ihr profitieren.» Neben einer reduzierten Bodenbearbeitung setzt Mathilde auf eine «nützliche» Begrünung: «Anstatt gegen die Pflanzen anzukämpfen – teilweise vergebliche Liebesmüh –, habe ich eine Mischung einheimischer Gewächse in den Rebstockreihen gepflanzt. Und im Winter pflegen Ouessantschafe meine Parzellen.»
Feine Speisen, feine Weine
Wenngleich die Hälfte ihres Kundenstamms aus Privatleuten besteht, so konnte die junge Frau in den letzten Jahren doch ihre Präsenz in der Spitzengastronomie ausweiten. Man findet sie bei De Courten in Siders, bei Denis Martin in Vevey oder auch im Restaurant Anne-Sophie Pic im Beau-Rivage Palace in Lausanne: Die kraftvolle Komplexität ihres Petite Arvine wusste ebenso zu überzeugen wie die elegante Struktur ihres Gamay Vieilles Vignes.
Mehr Infos: orlaya.ch
Text und Fotos: Claire Muller