«12 Monate lang nur Tomaten anzubauen ist langweilig»

07. Februar 2020


Seit mehr als 25 Jahren baut Urs Gfeller in der Broye Bio-Gemüse an. Im Gespräch spricht er über die Entwicklung der Online-Direktvermarktung und die Vielfalt der Wintergemüseküche.

Was bedeuten Ihnen als Gemüsebauer die Jahreszeiten?

Für mich sind die Jahreszeiten eine grosse Bereicherung. Die Saisonalität macht unsere Arbeit sehr vielfältig und interessant. Wenn ich das ganze Jahr Tomaten anbauen müsste, würde mir meine Arbeit schnell verleiden.

Sie sind ja schon lange dabei und bauen Bio-Gemüse an. Gibt es etwas, das Ihnen heute gleich viel Freude macht, in der Anfangszeit?

Ich habe 1994 mit meinen Eltern angefangen Bio-Gemüse anzubauen. Es ist immer wieder überraschend und auch schön zu sehen, dass Bio-Gemüsebau wirklich funktioniert. Ganz ohne Pestizide oder Kunstdünger. Es läuft einfach.

Und bei Ihnen läuft es gut, hat man den Eindruck.

Wir produzieren ausschliesslich für die Direktvermarktung und verkaufen unser Gemüse ab Hof, auf Märkten und als Abo -Körbe. Und immer öfters auch über unseren Webshop. Die Verkäufe hier haben stark zugenommen. Wir haben ein sehr intuitives System, mit dem die Kunden gut zurechtzukommen scheinen.

Nach dem Klischee gibt es ja auf dem Markt und im Gemüseabo im Winter nur Kohl und Rüebli. Stimmt das auch bei Ihnen?

Gerade als Direktvermarkter ist es mir wichtig, den Kundinnen und Kunden zu zeigen, dass der Winter nicht nur Kohl und Rüebli bietet. Ich möchte ein möglichst breites Angebot. Deshalb verkaufen wir aktuell auch Pastinaken, Peterliwurzel, Tobinambur aber auch grüne Gemüse wie Brüsseler, Spinat und sogar Krautstiel. Das wertet die Winterküche auf.



Und was sagen Sie den Kunden, wenn Sie doch mal über das immer gleiche Angebot schimpfen?

Der Februar ist der schwierigste Monat. Da spüren wir schon, dass die Leute langsam genug haben vom Wintergemüse. Aber was sind diese vier bis sechs Wochen schon aufs ganze Jahr gesehen?
Und ausserdem gibt es ja auch immer wieder neue Rezepte zu entdecken. Wurzelgemüse mit etwas Olivenöl im Ofen gebacken schmeckt mir zum Beispiel sehr gut und verleidet mir nie. Erst letzte Woche war ich in einem Restaurant und habe ein ganzes Menü nur mit Wurzelgemüse gegessen. Das war richtig toll und inspirierend.

Ab wann geht es denn bei Ihnen wieder los mit dem Frühlingsgemüse?

Ab Ende März wächst in unseren Gewächshäusern wieder das frische Gemüse, darauf freuen sich alle. Wer sich saisonbewusst und ökologisch ernähren möchte, wird dann für das Aushalten belohnt. Mit dem wechselnden Angebot erleben unsere Kunden die Jahreszeiten viel intensiver. Sie können sich noch auf etwas freuen.

Welche Zeit des Jahres mögen denn Sie besonders?

Der Frühling. Da beginnt alles wieder neu und spriesst. Aber auch den Sommer hab ich gerne, das ist unsere Hauptsaison, in der wir aus dem Vollen schöpfen können. Den Winter brauchen wir zum Erholen. Auch wenn der Verkauf und die Produktion immer weiter gehen und es nicht mehr so erholsam ist wie vor 25 Jahren. Die Winter sind wärmer und wir haben auch andere Kulturen, die im Winter gut wachsen.

Interview und Bilder: David Herrmann
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