Biotta und Rathgeb heizen klimafreundlich

28. November 2019


Viele Unternehmen beschäftigen sich schon seit Jahren, wenn nicht Jahrzehnten mit der Frage, wie sie energieeffizienter werden und ihren CO2-Ausstoss minimieren können. Davon zeugen auch immer wieder erfolgreich umgesetzte Projekte. Nicht zuletzt in der Bio-Industrie, die sich quasi täglich mit dem Thema Nachhaltigkeit auseinandersetzt. So auch die Schweizer Bio-Saft-Pionierin Biotta im thurgauischen Tägerwilen. Zusammen mit Rathgeb Bio, die in unmittelbarer Nachbarschaft Gewächshäuser für den Biogemüsebau betreibt, hat sie vor Kurzem eine Holzschnitzelheizung in Betrieb genommen: ein Leuchtturmprojekt.

«Das Besondere an dieser Anlage ist, dass sich für deren Realisierung zwei Unternehmen mit unterschiedlichen Bedürfnissen und Anforderungen an eine nachhaltigere Energieversorgung zusammengetan haben», sagt Biotta-Geschäftsführer Clemens Rüttimann (im Bild oben links, neben Christian Rathgeb). Rathgeb Bio benötige Wärme für die Gewächshäuser, Biotta dagegen Dampf zum Heizen sowie Energie für die Produktionsprozesse. Angefangen hatte alles bereits im Jahr 2013. Als die Sanierung der Ölheizung von Biotta anstand, überlegte sich das Management, wie es das Unternehmen langfristig von fossilen Energieträgern weg und hin zu erneuerbarer Energie bringen kann. Gleichzeitig suchte auch Rathgeb Bio eine neue Lösung. Nach Gesprächen gaben die beiden Unternehmen 2015 eine Konzeptstudie in Auftrag. «Dabei stellte sich heraus, dass eine gemeinsame Holzheizzentrale sowohl energiewirtschaftlich als auch energietechnisch Sinn ergeben würde», sagt Clemens Rüttimann.

Ersparnis: 2500 Tonnen CO2 pro Jahr

Die Holzschnitzelheizung spart gemäss Biotta insgesamt 2500 Tonnen CO2 pro Jahr. Auf fossile Brennstoffe kann die Bio-Saft-Produzentin fortan verzichten. «Konkret wird die benötigte Energie für unsere Produktion und Gebäudeheizung ab sofort mit der neuen Anlage abgedeckt», sagt Clemens Rüttimann und ergänzt, dass Rathgeb Bio ihrerseits rund 75 Prozent der fossilen Energieträger durch Holzwärme ersetzen kann. Das Holz stammt im Übrigen aus dem grossen Waldgebiet des Bodenseerückens, das sich südlich von Tägerwilen erstreckt.

Laut dem Geschäftsführer von Biotta handelt es sich um naturbelassenes Schlagholz, das nicht als Nutzholz weiterverarbeitet wird. «Ein spezialisiertes Dienstleistungsunternehmen häckselt es im Wald zu drei bis sechs Zentimeter grossen Stücken, die direkt zu uns geliefert oder für Spitzenzeiten und Schlechtwetterperioden zwischengelagert werden.» In der Anlage selbst werden die Holzschnitzel via Schnitzellagerraum automatisch in den Heizkessel befördert. Ein übergeordnetes Steuerungssystem reguliert schliesslich die Förderleistung und sorgt dafür, dass stets die benötigte Energiemenge zur Verfügung steht. Die Nennleistung beträgt 2,4 Megawatt.

Aus rein klimatischer Sicht sei Holz eine hervorragende Energiequelle, sagt Clemens Rüttimann, solange es aus der unmittelbaren Umgebung stamme und die Transportwege kurz seien. «Zudem bleibt die Wertschöpfung in der Region.» Der Verbrauch der Holzschnitzelheizung, sagt er, liege bei 5350 Kubikmeter Holz pro Jahr; der Zuwachs in den Thurgauer Wäldern dagegen bei 175’000 Kubikmeter. «Auf unsere Holzschnitzelheizung entfallen also rund drei Prozent.»


Kein Russ, nur Asche

Holz gilt gemeinhin als CO2-neutraler Energieträger, da es beim Verbrennen jeweils nur so viel CO2 freigibt, wie es im Laufe seines Lebens gebunden hat. Holz nimmt aber auch Schadstoffe aus der Umwelt auf. Da die Holzschnitzelheizung aber keinen Russ produziert, der via Schornstein in die Luft gelangen kann, sammeln sich diese in der Asche an, die nach dem Verbrennen übrig bleibt. Insgesamt produziert die Anlage davon rund 20 Tonnen pro Jahr. «Die Asche wird mittels Spezialsauger staubarm abgesaugt und fachgerecht in einer Deponie entsorgt», sagt Clemens Rüttimann. Die Rauchgase selbst würden zur Rückgewinnung der in den Abgasen enthaltenen Energie kondensiert und anschliessend in einem Nass-Elektro-Abscheider gereinigt. «Durch dieses Verfahren wird der Grenzwert für Feinstaub deutlich unterschritten.»



Was die Energiekosten anbelangt, sind diese für beide Unternehmen etwa 20 bis 30 Prozent höher als vorher. Um ebendieser fehlenden Wirtschaftlichkeit entgegenzuwirken, erhielt das Projekt Fördergelder von der Zürcher Stiftung Klik (Klimaschutz und CO2-Kompensation) und dem Kanton Thurgau. «Wir sehen das als Investition in unser Nachhaltigkeitsbestreben und als ein mit unserer Philosophie perfekt harmonierendes Einstehen für morgen», sagt Clemens Rüttimann. Er spricht denn auch von einem «Generationenprojekt», das zum Schutz des Klimas beitrage und den ökologischen Gedanken weit in die Zukunft hineintragen werde.

www.biotta.ch
www.rathgeb.bio


Text: René Schulte, Bio Suisse/Bioaktuell
Bilder: Biotta/zVg

Teilen