In der Huplant Bioproduktion im aargauischen Hirschthal wird biologisch und torffrei produziert. Das ist nicht selbstverständlich, denn unter Bio Suisse Richtlinien ist Torf im Umfang von maximal dreissig Prozent bei Beet- und Balkonpflanzen erlaubt. Auf dem Pionierbetrieb hat man jedoch mit dem kompletten Verzicht gute Erfahrungen gemacht.
Bio und torffrei: Zu beiden Themen hat das Betriebsleiterpaar Adrian und Yvonne Huber, denen das Gartencenter und die Bioproduktion gehört, rasch eine Entscheidung gefällt. Sie produzieren Beet- und Balkonpflanzen, Kräuter, Gemüse und Grossstauden auf einer Fläche von 60 000 Quadratmeter – biologisch und torffrei.
Auch Kokosfasern sind nicht ideal
Der grosse Vorteil von Torf für Gärtnereien ist, dass viel Stickstoff und Wasser gespeichert und über einen längeren Zeitraum gleichmässig abgegeben werden. Genau diese Eigenschaften von Torf sind auch am schwierigsten zu ersetzen. Kokosfasern gelten diesbezüglich als guter Ersatz. Allerdings werden bei der Produktion soziale Standards oftmals nicht eingehalten. Zudem müssen die Kokosfasern von weit hertransportiert werden.
Bei Huplant stammen die Kokosfasern aus kontrollierter Herkunft, dennoch bleibt der lange Transportweg. «Im ursprünglichen Substrat waren dreissig Prozent Kokosfasern enthalten, mittlerweile ist es ein Drittel weniger.» Für sie ist es wichtig, dass dieser Anteil mit der Zeit noch weiter sinkt. Insgesamt sei ihre neue Setzlingserde nicht schwerer als eine mit Torf. «Das sagen sogar Berufskolleginnen und -kollegen, die aus Neugier vorbeikommen», erzählt Adrian Huber. Allerdings ist das Substrat rund doppelt so teuer. «Der Erdanteil am Produkt, das wir verkaufen, ist relativ gering. Daher können wir den höheren Erdenpreis wegstecken», sagt Yvonne Huber. Insgesamt hat sich die Produktion aber dennoch verteuert, auch aufgrund regelmässiger Analysen auf pH-Wert, Salzgehalt und Nährstoffe.
«Wir sind jetzt wieder Gärtner»
Die vierzig Angestellten hätten beide Veränderungen, sowohl die Umstellung auf torffreie als auch auf Bioproduktion, begrüsst. Die Motivation war gross, obwohl der Zusatzaufwand nicht gering ist: «Wir fühlten uns wie im ersten Lehrjahr, mussten wieder von Grund auf lernen, wie man Pflanzen kultiviert», erzählt Adrian Huber. Das freut ihn aber auch: «Wir sind jetzt wieder Gärtner und können unser Wissen einsetzen. Wenn wir unsere Arbeit gut machen, sehen die Pflanzen gut aus. Auch das Arbeitsklima hat sich merklich verbessert», sagt Adrian Huber. «Wir haben uns verändert», erzählt dazu Yvonne Hubert. «Aber auch bei den Mitarbeitenden löste die Umstellung etwas aus: Plötzlich kommen sie mit Ideen, was wir noch ausprobieren oder machen könnten», führt sie weiter aus.
Die Mitarbeit von Hubers am Rezept für die torffreie Erde von Ökohum hat auch Vorteile für andere Betriebe – diese können auf ein bewährtes Erdenrezept zurückgreifen. Klar sei aber auch: «Eine Umstellung muss aus einer Position der Stärke heraus geschehen. Wer finanziell schon mit dem Rücken zur Wand steht, kann sich eine Umstellung aus unserer Sicht nicht leisten.»
Schweizweites Projekt zum Torfausstieg
Für viele Gärtnereien ist der Verzicht auf Torf eine grosse Herausforderung. Sie befürchten, dass die Kundinnen und Kunden die höheren Preise nicht hinnehmen. Zwar sind im Ausland auch Bestrebungen im Gange, in Zukunft auf Torf zu verzichten. «Dennoch könnten Schweizer Pflanzen im Vergleich zum Import nicht bestehen, würden die Schweizer Gärtnereien den Torf stark reduzieren oder gar torffrei produzieren wollen. Ausserdem müsse der Handel zu 100 Prozent mitziehen und bereit sein, die Mehrkosten auf den Produktepreis zu setzen», erklärt Martin Koller.
Text: Katharina Scheuner
Bilder: Huplant Pflanzenkulturen AG