Die Schweiz braucht eine biologische und biodynamische Ausbildungsstätte für Gärtnerinnen und Gärtner

06. September 2017

Das Fortbestehen der einzigen biologischen und biodynamischen Gartenbauschule der Schweiz ist bedroht. Mit der aktuellen Petition zu ihrer Rettung können Sie helfen. Susanne Grossenbacher, Leiterin Bildung bei der Gartenbauschule Hünibach, erklärt im Interview, wieso die Unterstützung lohnenswert ist.

Sie ist die einzige biologische und biodynamische Gartenbauschule in der Schweiz. Unsere Lernenden schliessen als Gärtner EFZ ab mit einem Zusatzzertifikat in biologischem und biodynamischem Gärtnern. Die GSH gibt es seit 1934. Sie wurde von Frauen für Frauen gegründet, weil damals eine Ausbildung für Frauen alles andere als einfach war. Die drei Gründerinnen kamen aus gutem Hause und hatten selber eine konventionelle Gärtnerinnenlehre absolviert. Das Angebot der eigenen Schule war von Anfang an aus Überzeugung biologisch und biodynamisch.

Gibt es eine Zusammenarbeit zwischen der GSH mit anderen Berufsschulen im Bereich Allgemeinbildung, Gartenbau und Gemüsebau?

Wir arbeiten eng mit der Berufsschule in Thun, dem IDM Thun zusammen, wo unsere Lernenden der Fachrichtung Zierpflanzen und Garten- und Landschaftsbau die regulären Unterrichtsfächer Berufskunde und Allgemeinbildung besuchen. Die Bio-Ausbildung erhalten sie bei uns – in Theorie und in der Praxis. Andere Gartenbauschulen decken die Bio-Grundlagen nicht ab. Wir wären offen, dass andere Lernende an unseren Bio-Angeboten teilnehmen. Bisher war so eine Zusammenarbeit mit anderen Schulen rein organisatorisch nicht möglich, da die Lernenden dieser Schulen tagsüber in ihren jeweiligen Ausbildungsstätten sind. Dazu bräuchte es Abend- oder Wochenend-Module, diese würden zusätzliche Kosten verursachen.


Wieso droht der GSH die Schliessung?

Wir brauchen pro Jahr vier Millionen Franken um rund 50 Ausbildungsplätze anzubieten. Wir erwirtschaften zwei Millionen Franken im Jahr, die wir durch Dienstleistungen und den Verkauf unserer Produkte generieren. Zwei weitere Millionen sind die Fremdmittel vom Kanton Bern. Ohne diese könnten wir die Ausbildungsplätze nicht mehr sicherstellen. Der Kanton Bern plant Sparmassnahmen von 185 Millionen Franken, darunter fiele auch der Finanzierungsstopp der GSH. Für uns bedeutet dies die vollständige Streichung der Subventionen und die Schliessung der Schule – im kantonalen Sparpaket macht dieses Geld lediglich 0.95 Prozent aus.


Welche Konsequenzen hätte die Schliessung?

Neben der Tatsache, dass es keine biologische und biodynamische Gartenbauschule in der Schweiz mehr gäbe, fallen 50 Arbeitsplätze (30 Vollzeitstellen) sowie 50 Ausbildungsplätze weg. Etwa ein Drittel unserer Lernenden haben es auf normalem Weg nicht geschafft – sie bringen psychische oder soziale Belastungen mit. Wir nehmen sie auf und unterstützen sie während der Berufslehre. Bei uns durchlaufen sie einen persönlichkeitsbildenden Prozess und kommen als tolle, arbeitsmarkttaugliche Menschen aus der Lehre. Bei einer Schliessung müssten diese Menschen von der Sozialhilfe aufgefangen werden.


Gäbe es einen Plan B für eine Schweizer Bio-Gartenbauschule?

Wir überlegen schon, in welche Richtung wir gingen, falls die Mittel vom Kanton gestrichen würden, aber es gibt keinen Plan B. Wir könnten niemals 50 Ausbildungsplätze anbieten ohne kantonale Mitfinanzierung. Was wir auf jeden Fall planen, ist unsere Ausgaben noch besser mit neu erworbenen Eigenmitteln zu decken und damit die kantonale Finanzierung zu senken. Aber gänzlich ohne finanzielle Unterstützung wird es keine Bio-Schule mehr geben.


Wieso sollten die Leserinnen und Leser die Petition zur Rettung der GSH unterzeichnen?

Sie haben erkannt, dass Bio die Zukunft ist – sonst würden sie News von Bio Suisse nicht abonnieren. Weil Bio die Zukunft ist, muss es auf jeden Fall eine biologische und biodynamische Ausbildungsstätte für Gärtnerinnen und Gärtner geben.


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