Patrick Biedermann, Geschäftsführer Homatt: «Ich ernte meine eigenen Samen»

14. August 2017

Die handwerkliche Kulturgeschichte lebt in der Homatt Kulturgärtnerei aus Ruswil LU auf. Mit Ausnahme der maschinellen Befüllung der Pflanzentöpfe ist von der Aussaat bis zur Samenernte der ProSpecieRara-Sorten alles Handarbeit.


Herr Biedermann, Sie haben direkt nach der Gründung der Homatt Kulturgärtnerei im November 2015 auf Knospe umgestellt. Was war Ihre Motivation?

Ich wollte nicht nur eine grosse Pflanzenvielfalt, sondern von Anfang an aus ökologischen Überzeugungen nach Knospe-Richtlinien produzieren.


Was macht die Bewirtschaftung einer Knospe-Gärtnerei aus?

Man muss zweimal überlegen, wie man die Kultur führt, um möglichen Konflikten auszuweichen. Bio-Gärtner brauchen eine gute Planungs- und Beobachtungsgabe. Ziel ist, keine chemisch-synthetischen Pflanzenschutzmittel einzusetzen und mit Nützlingen zu arbeiten.


Welches Saatgut darf in der biologischen Landwirtschaft eingesetzt werden?

Normalerweise muss es bio-zertifiziert sein. Sorten, die ich nicht in Bio-Qualität erhalte, versuche ich von meinen eigenen Pflanzen zu ernten. Letztes Jahr funktionierte das bei etwa 30 Sorten.


Sind Bio-Sorten besonders robust?

Man muss unterscheiden zwischen hybriden- und samenechten Sorten. Hybride werden gezüchtet für Massenproduktion mit Eigenschaften für die intensive Nutzung. Samenechtes Saatgut hingegen stammt meist von alten, lokalen Sorten, die sich an die örtlichen Bedingungen über Jahrzehnte anpassen konnten. Zudem weisen sie eine hohe genetische Vielfalt auf und sind deshalb besonders robust.


Wofür steht das ProSpecieRara-Label?

Kauft man ProSpecieRara-Sorten, so gibt man der Erhaltung alter Sorten einen finanziellen Zustupf. Indirekt unterstützt man einen Anbau, der sich gegen die grossen Agro-Pharma-Konzerne richtet.


Wieso kultivieren Sie ProSpecieRara-Sorten?

Ich hatte schon immer eine Leidenschaft fürs Gärtnern und habe den Beruf auch erlernt. Ich entdeckte ProSpecieRara per Zufall vor Jahren an einer Gartenmesse. Am Stand hiess es: «Saatgut gratis abzugeben», und ich nahm einen Nüsslisalat der Sorte «Gelber Rohrbachgraben» mit. Ich fand es spannend, dass es eine lokale Nüsslersorte aus der Gegend gab, in der ich früher zur Schule ging. Nach einer Experimentierphase im eigenen Hausgarten mit ProSpecieRara-Pflanzen wollte ich dies in einer eigenen Gärtnerei umsetzen.


Links:

Mehr dazu auf www.homatt.ch

Alle Biogärtnereien der Schweiz finden Sie hier: https://www.bioterra.ch/fachbetriebe/biogaertnereien


 

Teilen