«Artgerechte Tierhaltung und Fütterung haben ihren Preis»

01. Februar 2023

Immer mehr Leute interessieren sich für einen nachhaltigeren Fleischkonsum und stellen sich dabei Fragen wie: Was ist das wertvolle an Bio-Fleisch? Was fressen Bio-Tiere und wie werden Sie medizinisch versorgt? Wofür steht das Knospe-Label?

Jasmin Huser, Produktmanagerin für Fleisch beiBio Suisse beantwortet die häufigsten Fragen rund um Bio-Fleisch.

Die Schweiz ist gut geeignet für eine graslandbasierte Tierhaltung. Jasmin Huser, wie beeinflusst dies die Fütterung von Bio-Wiederkäuern?

Wiederkäuer, also Kühe, Ziegen und Schafe, fressen von Natur aus Gras und Heu, das der Mensch notabene nicht verdauen kann. Deshalb ist die Haltung von Wiederkäuern im Grasland Schweiz ökologisch sinnvoll. Bei der Knospe machen Gras, Heu, Kräuter und Maisstängel – das sogenannte Raufutter – auch den Grossteil bei der Fütterung aus. Seit 2022 sind maximal fünf Prozent Kraftfutter wie Getreide, Soja und Mais erlaubt. Zudem kommt bei Bio sämtliches Kraftfutter für Wiederkäuer wann immer möglich aus der Schweiz.

Welches Futter fressen Knospe-Schweine und Knospe-Hühner?

Schweine und Hühner sind Allesfresser und erhalten als Futter hauptsächlich Getreide, Mais und Soja. Sie brauchen eine hohe Menge an Proteinen, um ausreichend ernährt zu sein und um artgerecht leben zu können. Sie können diese Proteine auch nicht wie die Wiederkäuer aus Gras gewinnen. Ergänzend fressen sie Raufutter, Samen oder Molkereiabfälle. Das Futter wird in der Schweiz oder im Ausland nach den strengen Richtlinien der Bio Suisse angebaut. Zudem ist es – wie jedes Knospe-Futter – frei von Gentechnik und synthetischen Zusätzen wie Enzymen oder Wachstumsförderern.

Wie ist der Preisunterschied von Bio- und konventionellem Fleisch begründet? 

Artgerechte Tierhaltung und Fütterung haben ihren Preis. Der Platzbedarf ist grösser, das Knospe-Futter ist teurer und die Mastzeit bei langsam wachsenden, aber robusten Rassen meistens länger. Zudem ist Auslauf- und Weidehaltung häufig arbeitsintensiver als reine Stallhaltung. Die medizinische Betreuung ist aufwändiger, da bei Knospe-Betriebe vorbeugende Antibiotika-Gaben verboten sind. Stattdessen setzen sie auf naturheilkundliche Methoden. Zum Preis ist noch zu sagen, dass tiefe Preise und Billigfleisch meistens negative Folgen für Mensch, Tier oder Umwelt verursachen. Kostenwahrheit ist ein wichtiges Thema.

Wie häufig wird die Tierhaltung auf Bio-Betrieben kontrolliert? Und finden auch unangemeldete Kontrollen statt?

Eine Bio-Kontrolle muss umfassend sein, sprich alle Betriebsaktivitäten erfassen. Dies ist mit einer angekündigten Kontrolle wesentlich fundierter und besser möglich. Die angekündigte Kontrolle erlaubt eine Übersicht über das ganze Jahr, da auch Bilanzen erstellt und die Buchhaltung angeschaut werden. Die unangekündigte Kontrolle ist nur eine Momentaufnahme und damit wesentlich weniger aussagekräftig. Angemeldete Kontrollen sind durch die grössere Kontrolltiefe wesentlich effektiver. Bei den angemeldeten Kontrollen werden auf etwa einem Fünftel der Betriebe (meist geringfügige) Abweichungen festgestellt, bei unangemeldeten Kontrollen nur bei etwa sieben Prozent. Rein auf die Tierhaltung bezogen sind unangemeldete Kontrollen durchaus sinnvoll – und solche werden im Auftrag von Bio Suisse auch durchgeführt.


Weitere Informationen

 

Redaktion: Maya Frommelt, Bilder: Archiv Bio Suisse

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