Bedeutet die Massentierhaltungsinitiative «Bio für alle»? Wie steht Bio Suisse dazu?

13. Juli 2022

Die Massentierhaltungsinitiative möchte, dass das Schweizer Tierwohl bis in 25 Jahren in einigen wenigen Punkten das Bio Suisse-Niveau erreicht. Eine Bio-Pflicht ist nicht damit verbunden - weder für Produzent:innen noch für Konsument:innen.

Was fordert die Massentierhaltungsinitiative?

Die Initiative setzt sich für mehr Tierwohl in der Schweizer Landwirtschaft ein. Sie möchte, dass Nutztiere ihr kurzes Leben hierzulande nicht in grossen, fabrikähnlichen Mastbetrieben verbringen müssen. Konkret bedeutet dies:

  • Tierfreundliche Unterbringung und Pflege mit mehr Platz pro Tier, Einstreu, der Möglichkeit zum Spielen und einer artgerechten Fütterung
  • Zugang ins Freie mit täglichem Weidegang und langsamer wachsende Rassen
  • Schonende Schlachtung mit kurzen Transportwegen, besserer Kontrolle des Betäubungsverfahrens und schonende Schlachtmethoden
  • Maximale Gruppengrösse pro Stall und weniger Tiere pro Hektar Weidefläche
  • Importvorschriften: Die Initiative fordert, dass importierte Tierprodukte den neuen Schweizer Standards entsprechen

Wie steht Bio Suisse zur Massentierhaltungsinitiative?

Bio steht für Tierwohl. Die Richtlinien von Bio Suisse verlangen eine art- und wesensgerechte Haltung der Tiere. Sie werden von den Initianten als Massstab genommen. Das freut uns. Deshalb unterstützt Bio Suisse die Massentierhaltungsinitiative.
 

Bedeutet eine Annahme der Initiative eine Bio-Pflicht für alle?

Eine Bio-Pflicht wird es dabei weder für Produzent:innen noch für Konsument:innen geben. Der Initiativtext verlangt konkret, dass die Schweizer Tierhaltung in vier Kriterien das Niveau von Bio Suisse von 2018 erreicht. Sie setzt dafür eine grosszügige Frist bis 2047. Dies dient dem Wohl der Tiere und ist machbar, wie die Biobäuer:innen und sehr viele konventionelle Betriebe bereits heute zeigen.
 

Inwiefern geht das Tierwohl bei Bio Suisse weiter?

Das Tierwohl bei Bio Suisse geht deutlich weiter als die Massentierhaltungsinitiative und wird zudem immer weiterentwickelt:

Unter der Bio-Knospe werden beispielsweise ab 2026 keine Küken mehr getötet – für mehr Tierwohl und eine verantwortungsvolle Eierproduktion. Auch sieht das Reglement von Bio Suisse bereits heute sehr strenge Richtlinien in Bezug auf die Tierfütterung vor und beschränkt den Antibiotikaeinsatz stark.

Der ganze Betrieb mit allen Tieren und Pflanzen muss sehr hohe Anforderungen erfüllen, damit es Mensch, Tier und Natur wohl sein kann. Dies wird umfassend und unabhängig kontrolliert.  
 

Redaktion: Martin Bossard,  Maya Frommelt, Fotos: Archiv Bio Suisse

Teilen