Grand Prix Bio Suisse geht an Engadiner Brauerei

27. November 2019


Vielen Biertrinkern ist es nicht bewusst: Beim grössten Teil der Schweizer Biere stammt nur das Wasser aus der Schweiz, Hopfen und Braugerste kommen aus dem Ausland. Die Bieraria Tschlin in der Bünder Gemeinde Martina kauft die Rohstoffe für ihre vier Hauptbiersorten hingegen in der Schweiz ein – dazu noch aus dem Berggebiet und in Knospe-Qualität. Die Biere mit den klingenden Namen «Tschlin cler», «Tschlin ambra», «Biera engiadinaisa Weizen» und «Alvetern/Edelweiss» werden also zu Recht als «100% Schweiz» und «100% Bio» beworben.

Seit ihrer Gründung vor 15 Jahren ist die Bieraria Tschlin eine Pionierin in der Schweizer Bio-Bierbranche. Für diese Rolle, ihren Erfolg am Markt und ihr Wachstum ist sie Mitte November mit dem diesjährigen Grand Prix Bio Suisse ausgezeichnet worden. Jury-Präsident Fritz Schneider lobte anlässlich der Preisübergabe an der Delegiertenversammlung von Bio Suisse im solothurnischen Olten den innovativen Ansatz für den regionalen Anbau von Bio-Berggetreide: «Durch die lokale Bierproduktion erhalten die regionalen Berggetreideproduzentinnen und -produzenten einen gesicherten Absatz für ihr Getreide zu einem guten Preis», sagte er in seiner Laudatio. Zudem habe die Brauerei Arbeitsplätze in einer Region geschaffen, in der Arbeitsplätze sehr rar seien.

Fritz Schneider, Jury-Präsident, Fadri Riatsch (VR Bieraria SA), Reto Rauch (Geschäftsführer Bieraria SA), Andrea Galli (VR Bieraria SA)
Bieraria-Geschäftsführer Reto Rauch freute sich sehr über den Preis, äusserte sich aber auch selbstbewusst. «Es gibt keine andere Brauerei in der Schweiz, die so konsequent auf bio und Regionalität setzt wie wir», sagte er in seiner Dankesrede. Tatsächlich kauft die Brauerei das Gerstenmalz seit Anbeginn von der Bio-Genossenschaft Gran Alpin, den Bio-Bergweizen direkt vom Klosterhof Müstair.

Der Bio-Hopfen für das Tschliner Bier stammt hingegen aus dem solothurnischen Wolfwil. Noch. Denn die Bieraria Tschlin verfolgt zusammen mit Bio Grischun das Ziel, den Bio-Hopfen künftig aus dem Kanton Graubünden zu beschaffen. Das erste reine Bündner Bier hat den Gärtank bereits verlassen. Die kleine Menge «Steimändli Hopfentropfen» mit frischem Hopfen aus Putz ist allerdings ausverkauft. Auch die Edelweissblüten für das «Edelweiss»-Bier und der Honig wird in regionaler Bio- und Bergqualität beschafft.


National im Coop-Regal

Für die Bieraria Tschlin, die heuer rund 2000 Hektoliter Bier herstellen wird, ist die Zertifizierung mit der Knospe von Bio Suisse auf dem umkämpften Biermarkt ein Alleinstellungsmerkmal. Das Verkaufsargument «Bio-Bier aus Schweizer Rohstoffen» zieht auch beim Detailhändler Coop, wo die Brauerei schweizweit mittlerweile rund ein Drittel der Menge verkauft. Weitere Abnehmer sind das Gastgewerbe; aber auch ennet der Grenze, etwa in Österreich und Italien, werden die Biere der Bieraria abgesetzt.

«Letztes Jahr verkauften wir etwa eine halbe Million Flaschen», sagte Reto Rauch an der Preisverleihung. Und jede davon sei ein Werbeträger für die Bündner Tourismusregion. Einige dieser «Werbeträger» hatte der Rätoromane zur Degustation an die Bio-Suisse-Delegiertenversammlung mitgebracht. Passend dazu schloss er seine Rede mit den Worten: «Natürlich gibt es noch andere Dinge im Leben als Bier. Aber Bier macht die anderen Dinge angenehmer.»

www.bieraria.ch


Grand Prix Bio Suisse 2019
Für den Grand Prix Bio Suisse wurden dieses Jahr 14 Projekte eingereicht. Nebst der Gewinnerin Bieraria Tschlin waren ebenfalls in der engeren Auswahl: «Reductive Farming» der Landwirte Ueli Zemp, Beat Erni und Walter Zumbühl aus dem Kanton Luzern; Bio-Hof Taratsch, Lohn GR (Ohne Landwirtschaft keine Kulinarik), Erlebnishof Caduff, Degen GR (Biolandbau und Agrotourismus), Eulenhof Agroforst, Möhlin AG (Stärkung der Biodiversität).

Bio Suisse verleiht den Förderpreis seit 2006 für aussergewöhnliche, wegweisende Projekte aus der Bio-Branche. Die Fachjury bewertet dabei: Innovationsstärke, Relevanz Bio-Produktion, regionaler, ökologischer und gesellschaftlicher Nutzen, Zukunftschancen sowie PR-Potenzial.

Hier gehts zum Grand Prix Bio Suisse.




Text: Daniel Salzmann, Schweizer Bauer, und René Schulte, Bio Suisse/Bioaktuell
Bilder: Fotografias CA, Laurent Vonach

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