Brasserie Concorde: Erste Westschweizer Knospe-Bierbrauerei

07. Februar 2017





Adrien Marin braut als erster Westschweizer Knospe-Bier. Was seine Motivation ist, nach den Richtlinien von Bio Suisse zu brauen, wann für ihn ein Bier am besten schmeckt und wieso er froh ist, dass es in der Schweiz kein Reinheitsgebot für Bier gibt, können Sie im Interview lesen.


Wie sind Sie zum Bierbrauen gekommen? Erzählen Sie uns kurz Ihren Werdegang.

Ich bin vor kurzem Vater geworden und brauchte ein interessantes berufliches Projekt in der Nähe meines Zuhauses. Zufällig habe ich einen Brauer getroffen, der seine Brau-Einrichtung verkaufte. Dank der Unterstützung der Gemeinde Vallorbe konnte ich mich vier Wochen später in der ehemaligen Käserei einrichten. Da ich zur selben Zeit meine Arbeit gekündigt hatte, herrschte in der Brauerei bereits in der ersten Woche Hochbetrieb!


Weshalb wollten Sie Ihr Bier nach den Knospe-Richtlinien brauen?

Für mich ist nicht das Ziel, sondern die Reise von Bedeutung. Es hat keinen Sinn, ein gutes Bier zu brauen, wenn seine Herstellung eine „schädliche“ Landwirtschaft unterstützt. Ich habe bei meinen Einkäufen schon immer der Knospe vertraut, da dieses Label einen hervorragenden Ruf hat. Nun kam die Gelegenheit, dies zu überprüfen. Das Pflichtenheft bringt einen dazu, sich die richtigen Fragen zu stellen. Und es legt Details fest, wo sonst Substanzen versteckt sind, die ich nicht konsumieren will. Und der Kontakt mit den verschiedenen Ansprechpartnern war hervorragend.


Wie waren die Reaktionen bei Ihrem Entschluss nach Knospe-Richtlinien zu brauen?

Für meine Angehörigen war es logisch, aber bei den Brauern gab es viele, die an der Qualität des Endprodukts zweifelten. Dazu muss ich allerdings sagen, dass es viele Halbwahrheiten gibt, wie ein gutes Biobier zu brauen ist, welche Zutaten es braucht und über deren Kosten. Ich stelle einzig fest, dass es beim Knospe-Hopfen nicht genügend Auswahl gibt. Doch dem nehmen sich diverse Knospe-Bauern nun an.


Welches sind die Vor- und Nachteile der Knospe bei der Vermarktung Ihres Bieres?

Die meisten Händler sind an Biobier interessiert, denn es herrscht eine grosse Nachfrage. Zudem gibt es momentan wenig Konkurrenz. Bio Suisse verfügt auch über ein Netzwerk von Produzenten, an die ich mich wenden kann, wenn ich ein bestimmtes Produkt suche. Bei Anlässen, wo auch Bioprodukte verkauft werden, macht man die Organisatoren auf meine Brauerei aufmerksam. Und was die Kosten betrifft: Im Endpreis sind die Mehrkosten der verwendeten Rohstoffe bereits enthalten, und mein Bier bleibt trotzdem konkurrenzfähig.


Was macht Ihrer Meinung nach ein gutes Bier aus?

Wenn ich ein Bier trinke, frage ich mich zuerst: Schmeckt es mir und wie wurde es produziert? Dann auch, warum ich es trinke – und mit wem. Meistens schmeckt das Bier dann am besten, wenn ich den ganzen Tag gearbeitet, am Abend Sport getrieben habe oder es in guter Gesellschaft trinke.



Woher nehmen Sie die Ideen für die geschmacklich innovativen Verbindungen in Ihrem Bier?

Zum Glück werden wir nicht von einem Reinheitsgebot für Bier eingeschränkt, wie es zum Beispiel in Deutschland der Fall ist. Bei uns dürfen wir das Bier aromatisieren. Meistens lassen wir Gewürze zusammen mit dem Hopfen ziehen. An Ideen fehlt es mir nicht. Ich musste bei meinen Rezepten auf einige exotische Gewürze verzichten, weil nicht genügend Verlass auf aussereuropäische Produzenten war. Die gute Nachricht ist, dass wir sie durch lokale Zutaten ersetzen werden.


Auf welche neue Kreation können wir uns freuen? Und falls es sich um ein Geheimnis handelt, wann wird es gelüftet?

Dieses Jahr werde ich mich auf das Verfeinern meiner bestehenden Rezepte konzentrieren. Zudem wird mich auch das Einrichten der neuen Lokale stark in Anspruch nehmen. Eine Neuheit kommt erst gegen Ende Jahr und betrifft das Getreide. Falls die Ernte gut ausfällt, werden Sie von mir hören (lacht).


Wird man Ihr Bier in absehbarer Zeit in Restaurants und Bars der Deutschschweiz finden?

Niemand weiss, wo unser Bier in Zukunft überall zu finden sein wird. Ich denke aber, wir bleiben vorerst in der Region. Doch verschicken tun wir unser Bier bereits heute per Post in die ganze Schweiz.


Was können wir von Ihren Braukünsten in Zukunft erwarten?

Wie gesagt, an Ideen fehlt es mir nicht. In den nächsten Jahren möchte ich mich aber erst der Energieversorgung widmen. Ziel ist es, in Zusammenarbeit mit der Ingenieurschule Yverdon und innovativen Unternehmen eine positive Energiebilanz für meine Brauerei zu erreichen. Ich hoffe, dass dies in drei Jahren der Fall sein wird.


Hier geht es zur Website der Brasserie la Concorde: www.brasserielaconcorde.ch/



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