Aktuell gibt es rund 2000 Betriebe im Ausland, die unter den strengen Richtlinien von Bio Suisse produzieren. Wir nennen diese zertifizierten Betriebe Bio Suisse Organic-Betriebe. Sie sind rund um den ganzen Globus verteilt und sehr wichtig für uns, denn nur durch sie können wir auf ein Bio-Vollsortiment zurückgreifen.
Wir geniessen exotische Lebensmittel wie Kaffee, Mangos oder Schokolade. Und zwar am liebsten in Bio-Qualität. Was macht Bio Suisse für ihre Betriebe im Ausland und produzieren diese eigentlich unter denselben strengen Richtlinien wie die Schweizer Knospe-Betriebe?
Wie viele Betriebe ausserhalb der Schweiz produzieren momentan für Bio Suisse?
Wie werden die ausländischen Betriebe aufgrund des Betriebsprofils eingeordnet?
Die Betriebsprofile sind sehr unterschiedlich. Aber es gibt eine Kategorie, die wir besonders hervorheben wollen: Es sind die Kleinbauerngruppen. Das sind rund 120 Bio Suisse Organic-Gruppen, wovon 60 in Mittel- und Südamerika und je rund 20 Gruppen in Afrika, Asien und Europa sind. Diese Kleinbauerngruppen umfassen insgesamt über 100‘000 einzelne Bäuerinnen und Bauern. Die meisten davon haben eine landwirtschaftliche Nutzfläche von unter 5 ha. Bio-Kakao, Bio-Rohrzucker und Bio-Reis sind mengenmässig die wichtigsten Produkte von Kleinbauerngruppen. Wir möchten ihre spezifischen Bedürfnisse stärker wahrnehmen und sie dadurch auch besser fördern können.
Schweizer und ausländische Bio-Knospe-Produkte: Haben Sie es gewusst?
Bio Suisse setzt sich primär für die Entwicklung der Knospe und des biologischen Landbaus in der Schweiz ein. Mehr als 80 Prozent der Knospe-Produkte stammen aus der Schweiz. Sie erfüllen einen Produktionsstandard, der weit über die gesetzlichen Anforderungen hinausgeht. Das gilt auch für die importierten Bio-Knospe-Produkte: Sie erfüllen die gleichen strengen Richtlinien und werden jährlich durch unabhängige Kontrollstellen auditiert. Daher können sie mit dem Knospe-Logo vermarktet werden (allerdings ist es das Knospe-Logo ohne Schweizer Kreuz).
Was macht die Kleinbauerngruppen so besonders, und warum will Bio Suisse sie fördern?
Wie es der Name bereits sagt, sind in solchen Gruppen Kleinbäuerinnen und -bauern organisiert, die Familienbetriebe sind. Sie produzieren 80% aller weltweit konsumierten Lebensmittel und sind somit enorm wichtig für die Welternährung. Bio Suisse sieht die Notwendigkeit Kleinbauerngruppen zu fördern, damit sie ihren wichtigen Beitrag zu einer biodiversen, resilienten und gerechten Produktion weltweit leisten können. Der Fokus liegt auf Kleinbauerngruppen in einkommensschwachen Ländern.
Wie konkret sehen die Fördermassnahmen durch Bio Suisse aus?
Wir haben potenzielle Massnahmen gesammelt. Diese werden aktuell danach eingestuft, wie sinnvoll, wirksam und machbar sie sind und priorisiert. Wir stehen in Kontakt mit einigen Bio Suisse Organic-Gruppen, Exporteuren und Importeuren. Uns ist es ein Anliegen, die Schwierigkeiten der Kleinbauerngruppen zu kennen, um dies beispielsweise bei der Richtlinienentwicklung zukünftig besser berücksichtigen zu können.
Zur Person
Nathalie Windlin studierte Agrarwissenschaften an der ETH Zürich und ist seit zwei Jahren als Fachspezialistin im Bereich International für die Richtlinienentwicklung zuständig. Sie hat bei Pro Natura und verschiedenen politischen Ehrenämtern wertvolle berufliche Erfahrungen gesammelt.
Interview: Maya Frommelt mit Nathalie Windlin, Fotos: zvVG FiBL (Thomas Alföldi) und Nathalie Windlin.