Radikal lokal mit Fabas: «Wir sind die Schweizer Hülsenfrüchtelobby»

15. Januar 2024

Falafel und Hummus sind in aller Munde, auch hierzulande. Doch leider kommen die verwendeten Hülsenfrüchte fast immer aus dem Ausland. Nicht so bei Fabas: Das junge Start-up möchte mit ihren lokalen Produkten aus pflanzlichem Eiweiss ein inländisches Angebot schaffen. Es sollen auch Schweizer Bio-Bäuerinnen und -Bauern vom Trend profitieren und dafür vermehrt Bio-Hülsenfrüchte anbauen.

Ein Gespräch mit Anik Thaler, Gründerin von Fabas.

Anik, wie bist du mit 21 Jahren dazu gekommen, Fabas zu gründen?

Während meines Agronomiestudiums an der ETH Zürich ist mir aufgefallen, dass fast alle Zutaten pflanzlicher Convenience Produkte aus dem Ausland importiert werden. Das hat mich gestört, weil unsere Bauern hier dadurch quasi umgangen werden und die Schweizer Böden nicht vom Anbau von Bio-Hülsenfrüchten profitieren können.

Weil ich aus ernährungsphysiologischer und agronomischer Sicht besonders viel Potential in pflanzlichem Eiweiss sehe und nicht verstehe, weshalb Hülsenfrüchte bislang stets importiert werden, begann ich in meiner eigenen Küche an Rezepten für Hummus aus Schweizer Zutaten zu feilen und einen Schweizer Bauern zu suchen, der bereit war mit mir hierzulande Bio-Kichererbsen anzubauen. Nach und nach wuchs die Idee, Fabas zu gründen und so ein Angebot an Schweizer Bio-Hülsenfrüchten zu schaffen.

Das Gute an Bio-Hülsenfrüchten

Hülsenfrüchte sind reich an Proteinen, Ballaststoffen und weiteren wichtigen Nährstoffen, was sie zu einer ausgezeichneten Basis für eine ausgewogene Ernährung macht. Hülsenfrüchte sind nicht nur für die Menschen, sondern auch für den Boden eine Bereicherung: Schweizer Bio-Hülsenfrüchte tragen zu einer gesunden Landwirtschaft bei, indem sie ohne den Einsatz chemisch-synthetischer Pestizide wachsen, den Boden mit Stickstoff anreichern und die Biodiversität erhöhen.

War es schwierig, Schweizer Bäuerinnen und – Bauern zu finden, die Bio-Hülsenfrüchte produzieren?

Der Anbau von Bio-Kichererbsen ist in der Schweiz relativ neu. Glücklicherweise gibt es aber viele innovative Bio-Produzent:innen, die diese Kultur in die Fruchtfolge integrieren oder einmal ausprobieren möchten. Es ging also überraschend schnell, ausreichend interessierte Produzent:innen zu finden, die für Fabas Hülsenfrüchte anbauen wollten. Mittlerweile werden wir mit Anfragen überhäuft und führen eine Warteliste.

Für die Produzierenden sind neue Kulturen wie Kichererbsen mit einem gewissen Risiko verbunden – es fehlt noch an Erfahrungswerten hierzulande. Insbesondere der Bio-Anbau von Kichererbsen ist anspruchsvoll, weil keine chemisch-synthetischen Pestizide eingesetzt werden, um die Pflanze vor Schädlingen zu schützen. Bei Fabas sichern wir den Bio-Betrieben eine Abnahme der Ernte zu, wodurch der Anbau für sie attraktiver wird. Wir unterstützen die Produzierenden mit Rat und Tat. Wir haben eine Whatsapp-Gruppe, bieten Feldbegehungen und «Fiirabig-Bier» bei uns im Büro an.

Mit welchen Herausforderungen seid ihr als junges Start-up konfrontiert?

Wir haben eine intensive Zeit hinter uns! Unsere Falafel, Bohnenburger und auch der Fabas Hummus sind zwar in vielen Bioläden erhältlich und auch bei Alnatura, Farmy oder Mahler & Co verfügbar. Dennoch bleibt der Alltag in einem Food Start-up herausfordernd: Mengenplanung, Produktion und Vertrieb, den Kontakt mit den Bio-Produzierenden und Händler:innen, Marketing, die Weiterentwicklung der Rezepturen, Vertriebszweige aufbauen etc. Wir stemmen das momentan alles zu dritt. Neben mir arbeitet Lena insbesondere für den Bereich Marketing und kümmert sich um alles, was an rechtlichen Sachen bei uns anfällt. Katharina ist Lebensmitteltechnologin und treibt vor allem ein Forschungsprojekt über pflanzliche Ersatzprodukte an, damit wir in Zukunft noch mehr Schweizer Hülsenfrüchte absetzen können.

Herausfordernd ist für uns auch die mangelnde finanzielle Unterstützung für Hülsenfrüchte in der Schweiz: Die Direktzahlungen sind verhältnismässig tief, nur halb so hoch wie jene für Zuckerrüben. Eine Zulage für die Verarbeitung, wie dies z.B. für Käse der Fall ist, gibt es überhaupt nicht.

Fabas gewinnt den Grand Prix Bio Suisse

Der Förderpreis «Grand Prix Bio Suisse» steht für innovative und nachhaltige Projekte der Bio-Branche in der Schweiz und ist mit 10’000 Franken dotiert. Die Jury bewertet Kriterien wie Innovationsstärke, Relevanz für die Bio-Produktion, regionaler, ökologischer und gesellschaftlicher Nutzen und Zukunftschancen. Fabas konnte sich gegen 24 weitere Projekte durchsetzen und gewinnen. 

Fabas-Mitarbeiterinnen mit Grand Prix-Urkunde vor Bio Suisse-Logo.
(Bio Suisse)

Wo werden die Fabas Bio-Falafel und die Bio-Bohnenburger produziert?

Um flexibler zu sein, haben wir die Produktion von Anfang an ausgelagert. So können wir zudem bestehende Anlagen nutzen, statt neue zu kaufen! Falafel und Burger produzieren wir bei der Fredag in Root, der Hummus wird in Zürich bei der Metzgerei Angst produziert. Die Leute sind immer erstaunt, wenn wir erzählen, dass unser veganer Hummus vom Metzger kommt. Für die Herstellung von Hummus eignen sich die Maschinen eines Metzgers wunderbar.  Es freut uns, dass eine traditionelle Metzgerei gerne auch Produkte aus pflanzlichen Rohstoffen herstellt und stolz ist, so ihre Produktpalette zu erweitern.   

Über Anik Thaler

Die 25-jährige Zürcherin studierte Agronomie an der ETH Zürich und gründete noch während des Studiums Fabas. Der Name kommt von «Fabaceae», der botanischen Bezeichnung für die Familie der Hülsenfrüchte. Am liebsten mag sie den Fabas Bohnenburger.    

Redaktion: Maya Frommelt, Fotos: zVg Fabas und Bio Suisse

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