Schneeberge im Hintergrund, etwas abseits gelegen oberhalb von Grafenort NW in der Nähe von Engelberg, liegt der Bio-Hof Englerz von Carla und Peter Zumbühl. Hier ist es ruhig, könnte man meinen, doch viel ist los bei Familie Zumbühl: Zur Weihnachtszeit ist Hochsaison bei Carla in der Küche. Dort veredelt sie Bio-Nüsse in «Niss siäss» oder «Niss wirzig», backt Cantuccini mit Baumnüssen und holt das Beste aus den regionalen Zutaten raus. Mit Liebe Hausgemachtes, schön verpackt, regional in der Käserei Engelberg, im Dorfladen in Stans und weiteren lokalen Läden erhältlich sowie online bei Heimathelden.
Eine grosse Familie, zwei Brüder und zwei Betriebe, vier Standorte, innovative Frauen, eine Hand voll Kinder und seltene Tiere, viel Engagement und Herzblut: Dafür steht «Hiäsigs», feine Bio-Delikatessen aus den Zutaten des eigenen Bio-Hofs, regional vom Engelbergertal.
Gemeinsam ein neues Standbein aufbauen
Carla Zumbühl hat gemeinsam mit ihrer Schwägerin Rita «Hiäsigs» gegründet. Beide Frauen haben immer schon gerne gekocht, Zutaten eingemacht oder getrocknet, veredelt und verschenkt. Rita Zumbühl hat einen kleinen Bio-Betrieb auf der anderen Bergseite, von Carlas Küchenfenster aus kann man ihn sehen. Die beiden Schwägerinnen verstehen sich gut und haben mit der Philosophie, Regionales nachhaltig zu produzieren «Hiäsigs» gegründet. Sie sind ein gutes Team: Jede Frau kann ihre Stärken einbringen. Rita produziert vor allem den «Häiwschnaps», dazu veredelt sie Likör mit aromatischem Wildheu und Heublumen.
Was so leicht in der Flasche aussieht und gut schmeckt, bedeutet viel Arbeit. Der Betrieb von Rita ist von steilen Hängen umgeben, es muss von Hand geheut werden. Der Transport nach unten ins Tal ist ebenfalls aufwändig. Denn damit das Heu zum Trocken in die Scheune kommt, muss das Bergbähnchen beladen werden. Viel manuelle Arbeit steckt dahinter, bis es zur Verarbeitung kommen kann. Daneben bewirtschaften die Zumbühls ihren Social Media und Internetauftritt, ein eigener Hofladen in Grafenort ist in Entstehung. Die Direktvermarktung bedeutet auch, die Verfügbarkeit der Produkte weiter auszubauen, Bestellungen von Firmen für Weihnachtsgeschenke entgegenzunehmen, rechtzeitig auszuliefern und noch viel mehr. Es ist von Vorteil, dass Carla im Marketing bei Engelberg-Titlis Tourisms gearbeitet hat. Sie ist gelernte Tourismusfachfrau und ist durch ihren Mann Peter zur Bio-Landwirtschaft gekommen, der den Hof von seinen Eltern übernehmen konnte.
Bewusster Konsum
«Es ist uns ein Anliegen, das Bewusstsein für einen nachhaltigen Konsum zu stärken», so die 45-jährige Carla Zumbühl. Sie möchte bei der nicht landwirtschaftlichen Bevölkerung das Verständnis für die Erzeugung von hochwertigen Bio-Lebensmitteln fördern. «Wir möchten gerne mit «Hiäsigs» einen Beitrag leisten,» so Carla. Die Produkte dürfen und müssen sogar ihren Preis haben. Nachhaltige Bio-Produktion ist dabei genauso wichtig wie Regionalität: Zukäufe, die zum Veredeln der landwirtschaftlichen Erzeugnisse verwendet werden, stammen nach Möglichkeit immer von befreundeten, lokalen Bio-Produzenten.
Seltene Tierrassen von ProSpecieRara
Auch einheimische, vom Aussterben bedrohte Tierrassen zu erhalten, ist eine Form der Nachhaltigkeit und fördert die Biodiversität. «Wir haben rund 15 Schwarze Alpenschweine, diese Rasse ist das Urschwein der Schweiz», erklärt Carla. Konventionelle Mastschweine brauchen nur knapp drei Monate, bis sie das Schlachtgewicht erreicht haben. Beim Schwarzen Alpenschwein sind es hingegen gute18 Monate. «Das merkt man in der Qualität des Fleisches», die Struktur ist viel besser und das Fett geschmackvoller, so Bio-Landwirt Peter Zumbühl.
Darüber hinaus hält das Paar Appenzeller Bart- und Spitzhaubenhühner. «Schön sehen sie aus, diese Tiere, Eier legen sie aber leider nicht so viele», weshalb diese seltenen, ursprünglich heimischen Tierrassen vom Aussterben bedroht sind.
Zweimal jährlich mitsamt allen Tieren umziehen
«Mit den Tieren draussen zu sein und zu arbeiten, macht mir am meisten Freude», so der 41-jährige Bio-Landwirt Peter Zumbühl. Dementsprechend betreiben sie viel Aufwand, um den Milchkühen den Alpsommer zu ermöglichen. Mitsamt ihren fünf Kindern zieht die ganze Familie im Frühling auf den Sömmerungsbetrieb weiter oben auf der Alp. Dort können die 35 Milchkühe im Sommer weiden. Im Herbst ziehen sie «vom Berg» wieder zurück «ins Tal» nach Grafenort. Die Hofkatzen folgen jeweils eigenständig und kennen den Weg bereits von selbst. Auch Rita und Klaus Zumbühl wechseln auf der anderen Bergseite den Standort saisonal, im Winter nehmen sie die Jungtiere der Schwägerin auf.
Innovation und Effizienz
Was das umtriebige Bio-Paar noch beschäftigt? «Effizient Arbeiten ist für uns wichtig», denn mit den fünf Kindern ist auch so immer schon viel los. Man muss den Akku wieder aufladen können, um frische Ideen zu haben und weiterhin mit so viel Tatendrang zu arbeiten. So haben die Zumbühls in einen Melkroboter investiert, was Peter die Arbeit im Stall mit den Milchkühen erleichtert. «Wir brauchen als Familie auch ab und an etwas Zeit für uns». Wir dürfen also gespannt sein, was wir vom Engelbergertal und «Hiäsigs» hören werden.
Bio-Hof Engelerz
Das Engelbergertal ist das Zuhause von Carla und Peter Zumbühl mit ihren fünf Kindern. Zusammen bewirtschaften sie 37 Hektaren landwirtschaftliche Nutzfläche, davon sieben Hektaren Wald und fünf Hektaren Ökokweiden. Sie kümmern sich um 35 Milchkühe, 15 Pro Specie Rara Urschweine und Pro Specie Rara Hühner der Rassen Appenzeller Spitzhaubenhuhn und Appenzeller Barthuhn.
Redaktion: Maya Frommelt
Bilder: zVg Hiäsigs