Klimaschutz auf einem Landwirtschaftsbetrieb, sagt Bioackerbauer Toni Meier, sei wie das Schrauben an einem Uhrwerk. «Da gibt es grosse und kleine Zahnräder, die präzise ineinandergreifen müssen, damit man substanzielle Resultate erreicht.» Dabei sei jeder Betrieb anders. Ein Generalrezept gebe es nicht. Das Uhrwerk von Toni Meier scheint ziemlich gut zu funktionieren. Das zeigen die Zahlen: 2012 betrug sein Treibhausgasausstoss knapp 58 Tonnen. Drei Jahre später waren es 14 und 2018 noch 11 Tonnen. «Spätestens bei meiner Pensionierung will ich klimaneutral sein. Ich habe also noch fünf Jahre Zeit.» Toni Meier ist kein Unbekannter. In den letzten Jahren ist der Knospe-Landwirt aus dem zürcherischen Flaach, Schweiz, immer wieder als «Klimabauer» in den Medien aufgetaucht. Auch im Ausland. Grund dafür ist sein Verein AgroCO2ncept, den er 2012 mit zehn Mitstreitern gegründet hat. Mittlerweile machen 24 Betriebe aus der Region mit. Ziel der Landwirtinnen und Landwirte ist es, ihren Ausstoss der Treibhausgase Kohlendioxid, Methan und Lachgas um 20 Prozent zu reduzieren. Gleichzeitig sollen 20 Prozent der Kosten eingespart und 20 Prozent mehr Wertschöpfung erreicht werden. Finanziell unterstützt und wissenschaftlich begleitet wird das Unterfangen von verschiedenen Akteuren wie Bund, Kanton, Agroscope und Fachleuten des Strickhofs. Für sein Engagement erhielt AgroCO2ncept kürzlich vom EU-geförderten Forschungsprojekt Liaison gar den Titel «Botschafter für ländliche Innovation» verliehen. Ein gewichtiger Teil seiner Treibhausgasreduktion, sagt Toni Meier, konnte er mit einer relativ simplen Massnahme erlangen. «Anstatt das Schnittgut der Wiesen weiterhin in einer ölbefeuerten Anlage zu trocknen, wie ich das früher gemacht hatte, stellte ich auf Bodentrocknung um», sagt er. Nebst solchen Eigenmassnahmen läuft aber vieles über Teamarbeit. Zusammen mit Hanspeter Breiter bildet er eine Betriebsgemeinschaft mit rund 40 Hektaren Land. 30 davon sind Anbauflächen für Weizen, Gerste, Erbsen, Sonnenblumen und Mais sowie Kunstwiesen mit Gras, Klee und Luzerne; die übrigen 10 Hektaren sind ökologische Ausgleichsflächen. Vieh halten die beiden keines.
Damit Stickstoff und Lachgas im Boden bleiben
Klimaschutz hat viel mit dem richtigen Umgang mit dem Boden zu tun. Dieser gilt als hervorragender Kohlenstoffspeicher, sofern er gesund und humusreich ist. Das sorgt auch für gutes Wachstum. Dies zeigt das Ölrettichfeld hinter Toni Meiers Haus. Mitte Januar reichen die stattlichen Pflanzen teilweise bis zu den Knien. «Ein stabiler Boden muss leben», sagt Hanspeter Breiter. Im Winter zu pflügen sei daher keine gute Idee. Bodentiere wie Regenwürmer und Mikroorganismen würden an die Erdoberfläche gekehrt, wo sie schutzlos der Witterung und der Kälte ausgesetzt seien. «Viele verenden dabei. Zudem geht der Stickstoff ungenutzt verloren.» Dabei entsteht auch Lachgas, das 300-mal klimaschädlicher ist als CO2.
Der Zeitpunkt der Bodenbearbeitung ist das eine. Das andere die Art und Weise. Dabei setzen die beiden Landwirte unter anderem auf das Mulch- und das Direktsaatverfahren. «Zum einen arbeiten wir viel mit dem Flachgrubber», sagt Toni Meier. Dabei werde der Boden klimaschonend oberflächlich bis maximal acht Zentimeter geschält. Zum anderen komme das sogenannte SeedEye von Väderstad zum Einsatz. Mit diesem hochmodernen System, das beim Säen die einzelnen Körner zählt, erklärt Hanspeter Breiter, kann eine definierte Anzahl Samen pro Quadratmeter präzise ausgebracht werden. «Je weniger Saatgut ich verschwende, desto weniger muss hergestellt und transportiert werden, was wiederum CO2 einspart.» Auch der Dieselverbrauch sei geringer, weil effizienter übers Feld gefahren werden könne. Die beiden Biolandwirte weibeln auch dafür, dass man sich grundsätzlich zusammenschliessen und gewisse Feldarbeiten teilen oder an ein Lohnunternehmen auslagern sollte. Hanspeter Breiter führt ein solches. «Moderne, leistungsfähige und sparsame Maschinen kann man sich als Einzelner kaum leisten», sagt er. Stattdessen bleibe man auf seinen alten Dieselfressern sitzen, die eigentlich ausrangiert gehörten.