«Die Verbundenheit mit der Natur ist ein Privileg»

04. September 2019


Auf dem «Spatzehof» engagieren sich zwei einstige «Quereinsteiger» mit viel Liebe und ebenso viel Erfolg für den Biolandbau. In ihrem kleinen Paradies gedeihen nicht nur besonders feine Äpfel oder Trauben, auch Mutterkühe, Kälber und der imposante Stier fühlen sich sichtlich wohl. Dass sich die Biofarm «mit Ehrlichkeit bis an die Verkaufsfront» für ihre Apfelproduktion einsetzt, wissen Ueli und Denise Halter schon lang zu schätzen.

Dreissig Jahre sind es her, dass Ueli Halter den elterlichen Hof übernahm. Zu jener Zeit bereits war die Apfelproduktion ein wichtiger Betriebszweig der Familie. Für den gelernten Bäcker/Konditor und seine Frau Denise, Hotelfachfrau ihres Zeichens, war von Anfang an klar, dass nach der Hofübernahme neben Ackerbau und Milchwirtschaft weiterhin Tafelobst und später auch das Winzern auf dem Programm stehen würde.



Klar war für die beiden auch, dass sie auf Bio umstellen wollten. Er sei lieber von der Schöpfung abhängig als von der Chemie, findet Ueli Halter, und seine Frau Denise sagt: «Die Verbundenheit mit der Natur ist ein Privileg, das wir Bauern leben dürfen», und sie fügt hinzu: «Unsere Kinder lernen auf dem Hof unmittelbar Hochs und Tiefs mitzuerleben, und dass es dennoch immer wieder weitergeht. Viele Kinder haben das heute nicht.»

Der dunkelrote Spezialfall

Seit 1993 bewirtschaften die beiden mit ihren Kindern den Hof nach den Richtlinien der Knospe von Bio Suisse. Genauso lange sind sie auch mit der Biofarm verbunden, und das «lückenlos», wie Ueli Halter präzisiert. 40 alte Apfelsorten hat er in all den Jahren bereits ausprobiert. Für den Biolandbau eignen sich die robusten Sorten besonders gut - solche, die weniger anfällig für Schorf und Mehltau sind.


Heute hat der «Spatzehof» 15 verschiedene Sorten zu bieten, die in der weichen, sanft geformten Landschaft unweit des Bodensees gut gedeihen. Biofarm ist vor allem Abnehmerin von Halters Tafeläpfeln wie Boskoop, Resi, Glockenapfel und Belrose. Darunter ist der wunderschön geformte dunkelrote Belrose ein ganz spezieller Fall. Dieser besonders grosse Apfel wächst nirgendwo anders als auf dem «Spatzehof» - weder sonst in der Schweiz noch auf der ganzen Welt. Bei der Zucht sei irgendein Reiser dazugekommen, erklärt der stolze Besitzer. Ein solches Unikat will sofort ausprobiert werden: «Man muss nur ein Messer nehmen und ein paar Schnitze raushauen, dann isst man gleich den ganzen Apfel», fordert Ueli Halter auf. Tatsächlich! Das schmeckt geradezu… paradiesisch.


Die Verbundenheit mit der Natur, die diese Familie auszeichnet, ist nicht nur im Apfelhain oder zwischen den Reben mit weisser Solaris oder Muscat bleu zu entdecken. Beim kurzen Besuch auf der Weide, wo sich der prächtige Muni inmitten der 15 Mutterkühe mit ihren gesunden Kälbern von Ueli Halter friedlich kraulen lässt, wird sie auch durch die Tiere offenbar. Für die Nachfolge ist ebenfalls gesorgt: Der jüngste Sohn Andres wird dereinst in die Fussstapfen seiner Eltern auf dem «Spatzehof» treten. Das pfeifen die Spatzen nicht erst seit gestern vom Dach.


Menschen, Tiere und Hof auf einen Blick

  • Ueli (1960) und Denise (1964) Halter mit Ladina (1990) Gaudenz (1991) und Andres (1995), der den Hof übernehmen wird.
  • Hofübernahme: 1986
  • Umstellung auf Bio: 1993
  • Landwirtschaftliche Nutzfläche: 20 ha
  • 220 Hochstammbäume – Tafelobst mit 15 Apfelsorten und Rebbau
  • Ackerland mit Hafer, Ackerbohnen, Weizen
  • Weiden
  • Mutterkuhhaltung: 15 Mutterkühe mit Kälbern für die Weitermast (Bioweidebeef)
Webseite: http://spatzehof.ch


Autorin: Sabine Lubow
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