Karin Nowack von Bio Suisse sprach mit Gerold Schatt, Lebensmittelingenieur ETH und seit Anfang 2016 Leiter Nachhaltigkeit der Emmi-Gruppe. Er kam bereits 1999 als Praktikant und Diplomand zu Emmi und blieb nach Abschluss des Studiums 2003. Bei Emmi hatte er verschiedene Posten inne, unter anderem Projektleiter und Standortleiter des Produktionswerks in Dagmersellen LU.
Was bedeutet für Sie Nachhaltigkeit?
Seit wann beschäftigt sich Emmi mit Nachhaltigkeit?
Seit 2015 wurde das Nachhaltigkeitsmanagement nochmals intensiviert und die Ausrichtung und Strategie wurden geschärft mit den vier Fokusthemen: «Treibhausgase reduzieren», «nachhaltige Milch», «Verschwendung vermeiden» und «Mitarbeiterentwicklung». Einen wichtigen Schritt haben wir sicherlich vor rund einem Jahr mit der Veröffentlichung von ambitionierten, messbaren Zielen gemacht. Diese wollen wir bis 2020 erreichen.
Veranschaulicht wird die Nachhaltigkeitsstrategie in unserem Nachhaltigkeitsbaum. Die Unternehmenswerte bilden als Grundlage der Firmenkultur den Boden. Der Baum hat drei Wurzeln Ökologie, Ökonomie und Ethik, womit wir die drei Säulen der Nachhaltigkeit berücksichtigen. Der Stamm und die Äste versinnbildlichen die ganze Wertschöpfungskette. Unsere wichtigen Themen bilden die Baumkrone mit Blättern und Früchten. Diese stehen für die zahlreichen kleinen und grossen Projekte und Massnahmen, die zur Nachhaltigkeit unseres gesamten Unternehmens beitragen.
Das wichtigste bei der nachhaltigen Entwicklung ist ja der Mensch. Wie werden Mitarbeitende einbezogen in die nachhaltige Entwicklung bei Emmi?
Die nachhaltige Entwicklung ist bei uns ganz stark im Alltag verankert. Mit «Emmi Operation Excellence», unserem Werkzeug für Verbesserung, wird das Potenzial unserer Mitarbeitenden genutzt, um Verbesserungen anzugehen. Jedes Jahr haben wir ein Nachhaltigkeitsmotto. Die Teams können Ende Jahr ihre Projekte einreichen und zeigen, wie sie das Motto im Alltag erfolgreich umsetzen.
Aktuell machen wir mit unseren Lernenden in der Schweiz und in Zusammenarbeit mit MyClimate eine firmeninterne «Company Challenge». Die Lernenden werden bezüglich Nachhaltigkeit geschult, suchen dann Ideen und Projekte, mit denen sie Nachhaltigkeit verbessern können. Derzeit sind sie daran, diese Projekte umzusetzen. Ihre Freude und Motivation ist unglaublich, dies stimmt mich sehr zuversichtlich.
Was heisst für Sie hundertprozentig nachhaltige Milch?
Beim Thema Fütterung geht es uns um die Reduktion des Kraftfutteranteils. Studien zeigen, dass eine grasbasierte Fütterung mit möglichst wenig Kraftfutter sowohl wirtschaftlich wie auch ökologisch Sinn macht und zudem – wie ein K-Tipp-Test ergab – auch einfach bessere Milch gibt. Wie dies genau umgesetzt werden soll, klären wir noch ab. Im Weiteren soll nur noch zertifiziertes Soja eingesetzt werden. Dank dem Sojanetzwerk Schweiz sind wir da schon sehr weit.
Wir sichern den Produzenten zu, dass wir einen überdurchschnittlichen Milchpreis zahlen. Dabei stützen wir uns auf die Auswertung der Organisation der Schweizer Milchproduzenten SMP. Selbstverständlich weiterhin zentral sind eine hohe Milchqualität, keine Antibiotikarückstände und kein Einsatz von gentechnisch veränderten Organismen.
Welche Ziele haben Sie im Bereich Klimaschutz?
Langfristig streben wir eine Bilanz von Null Treibhausgasemissionen an.
Was tun Sie, um Abfall zu vermeiden?
Wie sehen Sie den wirtschaftlichen Aspekt der nachhaltigen Entwicklung?
Um Projekte zu fördern, die noch nicht finanziell lohnend sind, haben wir einen Nachhaltigkeitsfonds geschaffen.
Aber mittelfristig sind wir auf die Unterstützung unserer Kundinnen und Kunden und vor allem der Konsumentinnen und Konsumenten angewiesen. Wem die gleichen Themen wie uns wichtig sind – beispielsweise Umweltschutz, Tierwohl und Arbeitsplätze in der Schweiz – der kann dies durch seinen Kaufentscheid unterstützen.
Ihre Meinung und Ihr Wunsch zur nachhaltigen Entwicklung bei Bio Suisse
Nicht nur an Bio Suisse, sondern an die ganze Branche haben wir den Wunsch, mehr zusammenzuarbeiten. Damit könnten wir den hohen Standard, der in der Schweiz in Landwirtschaft und Verarbeitung besteht, besser in Wert setzen. Dies würde nicht zuletzt den Bäuerinnen und Bauern zugutekommen.