Pflanzen in der Schule: «Die Praxiserfahrung ist für alle ein Gewinn»

06. Juni 2017

Einen Kräutergarten planen, alte Jätgeräte aufpeppen und Bienenhäuser zimmern. Das gehört an der Sekundarschule Bäumlihof neu zum Unterricht. Die beiden engagierten Lehrpersonen Monika Ramseier und Georg Römmelt erzählen vom nicht alltäglichen Projekt.


Frau Ramseier, waren Sie schon letztes Jahr bei der Pflanzaktion dabei?

Monika Ramseier (MR):

Nein. Ich unterrichte erst seit August 2016 den WAH-Unterricht (Wirtschaft, Arbeit, Haushalt) an der Sekundarschule Bäumlihof. Ich fand schade, dass wir keine Kräuter zur Verfügung hatten und habe das Problem mit Georg Römmelt besprochen. Er meinte, ich könne beim Lecker-Acker Projekt von Sun21 mitmachen und mit den Schülerinnen und Schülern selber Kräuter anpflanzen.


Und nun haben Sie schon die erste Parzelle bepflanzt…

MR:

Ja, dank den ProBienen-Setzlingen haben wir schon sechs verschiedene Kräuter gepflanzt. Die Schülerinnen und Schüler haben selber die Pläne für die Parzelle gezeichnet. Dabei habe ich den Hinweis gegeben, dass man alle Kräuter einfach erreichen sollte, ohne aufs Beet zu stehen. So haben sie kleine Wege gestaltet und mit Steinen markiert, die schon auf der Parzelle lagen.



Hätten Sie auch ohne die von Bio Suisse und Coop unterstützte Pflanzaktion einen Kräutergarten angebaut?


MR:

Ja. Aber die zur Verfügung gestellten Setzlinge und Blumensamen sind eine grosse Hilfe. Dank Georg Römmelt habe ich von der Pflanzaktion erfahren. Mittlerweile haben weitere Lehrpersonen Interesse, mit ihren Klassen etwas auf dem Acker zu pflanzen.


Pflegen die Schülerinnen und Schüler selbstständig den Kräutergarten?

MR:

Ich gehe jeden Tag kurz schauen, ob alles in Ordnung ist. Die Schülerinnen und Schüler schicke ich regelmässig zum Kräutersammeln für den WAH-Unterricht. Ab und zu sollen sie selber einschätzen, ob gegossen werden muss. So lernen sie die Pflege eines Gartens.


Wie verbinden Sie die Bienenthematik und die Pflanzaktion mit dem Unterricht?

MR:

Ich habe eine Theorielektion, in der ich erkläre, wieso Bienen ein grosses Blütenangebot brauchen und wie wichtig sie für unsere Lebensmittelproduktion sind. Dazu nutze ich auch das zur Verfügung gestellte Material. Ich erzähle, was mehrjährige Pflanzen sind und wie man sie sät. Zudem erwarte ich, dass die Schülerinnen und Schüler dank dem WAH-Unterricht die verschiedenen Kräuter erkennen.




Herr Römmelt, welche Altersstufen sind in das Ackerprojekt involviert?

Georg Römmelt (GR):

Das beginnt schon bei den Kindergartenkindern. Sie spazieren vorbei und schauen die Pflanzen an. Die grösseren Kinder zeigen stolz ihre Arbeit und erklären, was sie gemacht haben. Das ist eine schöne, altersübergreifende und gemeinschaftliche Aktivität. Auch im Rahmen von Maturarbeiten führen Jugendliche selbstständige Projekte auf dem Acker durch.


Wieso ist das Projekt für Sie so wichtig?

GR:

Weil die Kinder praktische Erfahrung sammeln und nicht nur im Klassenzimmer irgendwelche Grafiken und Videos sehen. Erst wenn sie berührt, gerochen, geschmeckt und ein Gefühl für die jeweilige Aufgabe haben, macht es Sinn, die Theorie zu besprechen.

MR:

Ja, wenn sie zum Beispiel Schnecken sehen, die den Salat fressen, sind sie direkt betroffen, wenn es in der Theoriestunde dann um Schädlinge geht.

Welche Projekte planen Sie neben dem Kräutergarten?



GR:

Wir planen schon für die nächsten drei bis vier Jahre. Neben dem Acker befindet sich eine Magerwiese, die sich fürs Säen der speziellen Pflanzaktion-Wildblumenmischung eignet. Im Werkunterricht werden die Kinder Bienenhäuser bauen. Mein Kollege wird sie so gestalten, dass man sie von hinten öffnen und durch eine Plexiglasscheibe hineinsehen kann. Die Kinder können die Bienen fotografieren und die Bilder im naturwissenschaftlichen Unterricht besprechen.


Spannend, dass so viele Fächer involviert sind.

MR:

Ja, Georg hat mit den Kindern im Werkunterricht auch alte Gartengeräte geschliffen und aufgepeppt und einen Geräteschuppen gebaut.

GR:

Im Kräutergarten werden wir noch eine Spirale mit Licht- und Schattenseiten bauen. Der Bau einer Kompostanlage ist in Planung, die den Kindern verschiedene Kreisläufe und Zusammenhänge näherbringen soll. Sie lernen etwa, welchen Boden es für Kräuter und welchen es für Gemüse und Salate braucht sowie die benötigte Menge Kompost. Wir sind sehr glücklich, dass wir alles direkt vor dem Schulhaus im Freiluftklassenzimmer machen können.


Welche Hoffnungen sind mit dem Projekt verbunden?

GR:

Dass Kinder mit einem Verständnis für Natur und Nachhaltigkeit aufwachsen. Wenn man schon als Kind lernt, wie man gesunde und schmackhafte Früchte und Gemüse anbaut, dann ist im Erwachsenenalter die Bereitschaft vielleicht auch grösser zu sagen: wir bauen im urbanen Raum miteinander Gemüse an und betreiben eine Kompostanlage.

MR:

Ich finde auch wichtig, dass die Kinder die Arbeit am Körper erfahren. Sie spüren sich und ihre Körper und schwitzen dabei. Das ist ein anderes Erlebnis, als das Schwitzen beim Sportunterricht. Für manche Kinder war es schwierig, auf dem Acker eine Doppellektion lang körperlich durchzuhalten. Das sind wichtige Erfahrungen.


Erhalten die Kinder so auch einen anderen Blick auf die Lebensmittel im Laden?

MR: Sie werden auf jeden Fall besser verstehen, wie viel Arbeit hinter den Lebensmitteln steckt und wieso ein Produkt so «teuer» ist. Oder sie fragen sich, wie etwas so günstig sein kann, wenn viel Arbeit dahintersteckt. Dadurch, dass es kürzlich so kalt war, lernen sie auch, wie es zu Ernteausfällen kommt.


 

Was ist der Lecker-Acker Bäumlihof von Sun21?

 

Beim Lecker-Acker Bäumlihof handelt sich um einen Gemeinschaftsacker, auf dem Familien, WGs, Schulklassen und weitere Interessierte ein Stück Landwirtschaftsfläche mit fachlicher Begleitung vom Gartenteam nützen können. Unter der Leitung des Landwirts Thomas Kyburz und ausgebildeten Gemüsegärtner-/innen kann, wer Lust hat, regelmässig sein Gemüse, Obst, Kräuter usw. säen und pflanzen. Das sensibilisiert für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur und Lebensmitteln. Erleben, selber ernten, geniessen und gemeinschaftlich arbeiten stehen im Mittelpunkt!

www.sun21.ch/aktivitaeten

 

 

Projektkoordinatorin:
Sylvia Kammermeier
078 649 16 63
sylvia.notexisting@nodomain.comkammermeier@gmx.notexisting@nodomain.comch

 

 

Was ist ProBienen?

 


Verschiedene Unternehmen und Organisationen machen sich seit vielen Jahren für eine stabile Bienenpopulation und eine biologische Vielfalt stark. Zusammen bilden Sie die Interessengemeinschaft «ProBienen». Zur Gemeinschaft gehören Bio Suisse, Coop, Weleda, Biotta, Ramseier und A. Vogel. Seit 2016 verschenken Bio Suisse und Coop im Namen von ProBienen Pflanzsets an Schulklassen, um Schulareale und Pausenhöfe zum Blühen zu bringen, bestehende Schulgärten und Pflanzprojekte zu erweitern und so den Bienen und anderen Bestäubern Nahrung und Unterschlupf zu bieten.
www.probienen.ch/



 

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