Den Chefplatz in der grossen Saatgut-Scheune und auf den Feldern von Feldbach mit Blick auf den Zürichsee hat er ein Jahr vor der Pensionierung geräumt. Doch keine Frage: Der Pionier, der seit Jahrzehnten unablässig für die Zukunft sät und forscht, bleibt sowohl der Scholle als auch der Bio-Zuchtgemeinde erhalten. Gespräch mit Peter Kunz zu 35 Jahre Getreidezüchtung.
Sie haben eine der führenden Züchtungsorganisationen der Bio-Landwirtschaft aufgebaut. Sieben von zehn Bio-Broten in der Schweiz sind aus Ihren Sorten gebacken. Die Nachfolge im 10-Personen-Betrieb ist geregelt, die Firma gut aufgestellt. Was nun?
Viel bleibt zu tun. Einige Ideen rund um unser bewährtes Kommunikationsinstrument «Zukunft säen» möchte ich weiter ausbauen, um Firmen in die Finanzierung der Züchtung einzubinden. Das ist die grösste Krux.
Finanzierung bleibt ein schwieriges Thema?
Der wäre?
… Boden-ständig sozusagen…
35 Jahre GZPK: Worauf sind Sie am meisten stolz?
Woran beisst sich der Pionier weiterhin die Zähne aus?
Das andere betrifft die Qualitätsforschung. Die müssen wir auf ein höheres Niveau bringen. Wir haben Bio-Weizensorten gezüchtet mit einem völlig anderen Charakter als die konventionellen. Sie sind gut und qualitativ sogar besser. Wenn wir das auf dem Feld zeigen, können es die Leute sehen. Dass das am Produkt selbst aber nicht erkennbar sein soll, beschäftigt mich. Wir haben es noch nicht geschafft, diese Qualität so zu vermitteln, dass die Lebensmittelqualitätsforschung dieses Thema aufgreift und die gesamte Wertschöpfungskette es besser sichtbar macht.
Bis zu 20 Jahren kann es dauern von der ersten Kreuzung des Saatgutes bis eine neue Sorte im Markt etabliert ist. Warum so lange?
Bei Gemüse oder oberflächlicher wurzelndem Mais ist das anders. Für den Züchter ist jedes Jahr eine wertvolle Erfahrung. Es geht nicht nur darum, die Besten zu finden und zu einer Sorte zu machen - alle anderen, die wegfallen, gehören auch zur Erfahrung. Das alles muss wachsen, es braucht Zeit zum Kennenlernen einer Pflanze, bis man merkt, dass sie wirklich gut ist. Es kommen heute Sorten auf den Markt, die nach vier Jahren Entwicklungszeit bereits durch die offizielle Prüfung gehen. Wir machen jedes Jahr Kreuzungen, lernen aber die Pflanzen immer wieder auf eine andere Art kennen. Diese Hintergrunderfahrung ist für den Züchter das eigentliche Kapital.
Was charakterisiert denn eine gute Sorte?
Braucht der Bio-Landbau eigene, starke Sorten, um von der konventionellen Züchtung unabhängig zu sein?
Womit könnten Konsumenten einen Beitrag leisten?
Welche Kriterien sind ausschlaggebend, dass eine neue Sorte gezüchtet werden soll?
Wo sehen Sie den grössten Handlungsbedarf?
Stichwort Zusammenarbeit: Wie gelingt die in der Saatgutforschung?
Auch die finanzielle Sicherung macht es nicht einfacher, weil jeder darum kämpfen muss, dass er seinen Anteil erhält. Bei prekärer Finanzierung ist der freundliche Umgang unter Konkurrenten schwierig. Denn: In einem gut angelegten Züchtungsprozess geht es laufend weiter. Man sucht jahrelang in jeder Generation die Besten aus, sät sie im Folgejahr erneut. Und kein Jahr gleicht dem anderen, manchmal ist es viel, manchmal weniger. Ich kann also nicht 20% weniger säen oder einfach zwei Jahre aussetzen, weil ich 20% weniger Geld habe. Es braucht Kontinuität, auch in der Finanzierung.