Küken aufziehen – artgerecht vom ersten Tag an

Eier brauchen Wärme, damit Küken in ihnen heranreifen. Doch auch nach dem Schlüpfen sind die Küken auf beste Bedingungen angewiesen .

Eine sorgfältige Kükenaufzucht legt den Grundstein für gesunde und widerstandsfähige Hühner. Doch schon während der Brutzeit brauchen die Küken optimale Bedingungen.

Es dauert 21 Tage, bis aus einem Ei ein Küken schlüpft. In dieser Zeit entwickelt sich das Küken vollständig. Doch damit die Entwicklung reibungslos abläuft, müssen einige Voraussetzungen erfüllt sein: Die Temperatur muss ständig bei 37,5 Grad liegen und die Luftfeuchtigkeit bei 45 bis 55 Prozent. Ausserdem müssen die Eier regelmässig gedreht werden – bis zu acht Mal am Tag.

Küken

Naturbrut oder Brutkasten?

Wer schon einmal eine Glucke beim Brüten beobachten konnte, stellt fest, dass sie all diese Aufgaben übernimmt. Zuerst sammelt sie ihre eigenen Eier über ein bis zwei Wochen, bis ihr Gelege aus 8 bis 14 Eiern besteht. Dann gluckt sie. Das heisst, sie setzt sich aufs Nest und verlässt es jeweils nur kurz. Selbst das Fressen beschränkt die Glucke in diesen 21 Tagen auf das Nötigste.

In dieser sogenannten Naturbrut übernimmt die Glucke die komplette Verantwortung für ihre Brut: Sie sorgt für die perfekte Temperatur von Eiern und Küken und zeigt dem Nachwuchs, wie und was er fressen soll.

Die Naturbrut ist jedoch auch heikel: Schon minimale Temperaturunterschiede können bedeuten, dass der Kükenembryo sich nicht richtig entwickeln kann.

In der Landwirtschaft setzt man in der Regel auf Brutautomaten. Im Brüter bleiben die Bedingungen konstant optimal für die Entwicklung des Embryos. Ausserdem hat die Kunstbrut den Vorteil, dass man den Schlüpfzeitpunkt der Küken bestimmen kann.

Kurz bevor die Küken schlüpfen, kann man sie piepsen hören. So kommunizieren sie miteinander und stimmen den gemeinsamen Schlüpfzeitpunkt miteinander ab.

Wenn Küken schlüpfen

Innerhalb von drei Wochen passiert innerhalb der Eierschale alles rasend schnell: Schon am dritten Tag bilden sich Blutgefässe und einen Tag später beginnt das Herz zu schlagen. Nach nur zwei Wochen füllt das Küken schon fast das ganze Ei aus – jetzt sieht es mit seinen Federn und dem Schnabelansatz schon aus wie ein Vogel.

Nach drei Wochen ist es schliesslich so weit: Die Küken picken mit ihrem harten Eierzahn ein Loch in die Eierschale und drehen sich um die eigene Achse. So entsteht rund ums Ei eine Bruchstelle, die sie mit ihren kleinen Kükenmuskeln schliesslich aufbrechen. Weil das Pickeln so mühsam vorangeht, legen Küken oft Pausen ein. Es kann einen ganzen Tag dauern, bis die Küken den Weg an die frische Luft geschafft haben.

Schlüpfendes Küken mit Eizahn
(Myriams-Fotos, Pixabay)

Küken brauchen ausgewogenes Futter

Der Dottersack im Ei versorgt die Küken zu Beginn mit allem, was sie brauchen. Die ersten ein, zwei Tage kommen die Babys daher gut ohne zusätzliches Futter klar. Danach fressen sie meist spezielles Kükenfutter, das beispielsweise Weizen, Weizenkleie, Mais und Soja enthält.

Wer selbst Kükenfutter mixt, greift meist auf eine altbewährte Mischung aus gehackten Brennesseln, geraspelten Rüebli, zerkleinerten Haferflocken und hartgekochtem Ei zurück, das mit ein wenig Bierhefe angereichert wird.

Statt Brennesseln kann man auch Löwenzahn, frischen Salat oder Klee ins Futter mixen und als Proteinquelle eignen sich anstelle der Eier beispielsweise Sojabohnen. Wichtig ist, dass die Küken ausreichend Nährstoffe bekommen und sich ausgewogen und entsprechend ihrer Bedürfnisse ernähren können. Das Futter ist feiner als jenes für grössere Hühner, damit die Küken es mit ihren kleinen Schnäbeln aufnehmen können.

Auf Knospe-zertifizierten Höfen muss das Futter in Bio-Qualität angeboten werden.

Küken auf der Weide

Die ersten Wochen im Kükenleben

Kurz nach dem Schlüpfen kleben den Küken die Federn noch am Leib. Doch schon nach kurzer Zeit haben sie sich zu flauschigen Federbällchen entwickelt.

Küken haben es am liebsten warm und trocken. Sind sie während der Aufzucht bei der Glucke, verkriechen sie sich in der ersten Zeit gern unter deren Flügeln. Werden sie ohne Glucke aufgezogen, brauchen sie eine Wärmelampe, eine Wärmeplatte oder eine ähnliche Wärmequelle. Sie lernen schnell, sich in ihrer Umgebung zurechtzufinden, denn Hühner sind von Natur aus Nestflüchter. Das natürliche Verhalten von Hühnern müssen sie nicht erst lernen – es ist ihnen angeboren. Sie scharren beispielsweise im Stroh und picken nach allerlei Essbarem.

Mit vier bis fünf Wochen sind die Küken schon ziemlich selbständig, haben ein wärmendes Federkleid und sind bereit, den Stall zu verlassen und das Freie zu erkunden.

Bereits im Ei lässt sich das Geschlecht eines Kükens feststellen. Bei der In-Ovo-Technologie wird das Ei am 12. Tag untersucht. Nach dem Schlüpfen lassen sich männliche und weibliche Tiere erst nach einiger Zeit auseinanderhalten. Nach sechs Wochen wächst bei Hähnen der Kinnlappen, der bei den Hennen kleiner bleibt.

In der konventionellen Landwirtschaft wird mit der In-Ovo-Technik am 12. Bruttag das Geschlecht aller Küken bestimmt. Die Eier mit männlichen Küken werden dann aussortiert und dienen als Nahrung für Tiere. In der Bio-Landwirtschaft werden alle Eier ausgebrütet. Auf Knospe-zertifizierten Bio-Höfen werden auch die männlichen Tiere aufgezogen.

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