Artgerechte Hühnerhaltung

Hühner brauchen Platz, Bewegung, natürliches Licht und frische Luft. Erfahren Sie mehr über artgerechte Hühnerhaltung.

Hühner sind jeden Tag viel in Bewegung: Sie scharren, picken, ordnen ihr Federkleid, schlagen mit den Flügeln, strecken sich oder geniessen ein Sandbad. Sie sind ausgesprochen gern mit ihren Artgenossinnen zusammen und schlafen gern nebeneinandersitzend auf Stangen über dem Boden. Wer die Tiere beobachtet, stellt auch fest, dass sie oft damit beschäftigt sind, ihre Umgebung zu erkunden. Artgerechte Hühnerhaltung bedeutet, dass die Tiere ihre natürlichen Bedürfnisse ausleben können und ausreichend Platz haben.

Schauen wir uns die Bedürfnisse von Hühnern und die verschiedenen Vorgaben zur Hühnerhaltung genauer an.

Hühner brauchen proteinhaltiges Getreide wie Soja. Auch Weizen und Mais stehen auf dem Menü. Legehennen fressen ausserdem Kalk oder Muschelschalen. Das darin enthaltene Kalzium brauchen die Hennen, um eine kräftige Eierschale auszubilden. Ausserdem muss rund um die Uhr Wasser zur Verfügung stehen. Zudem dient die Weide als Futterquelle: Hier scharren und picken die Hühner nach Regenwürmern und anderen wirbellosen Tieren und fressen natürlich gewachsenes Grünfutter, was Abwechslung im Speiseplan bietet.

Hahn und Henne picken Mais- und Weizenkörner, aber auch Steine. Sie können ihr Futter nicht mit dem Schnabel zerbeissen. Deswegen müssen sie zusätzlich zu ihrem Futter Mahlsteine zu sich nehmen, um die Nahrung zu zerkleinern und die Verdauung zu unterstützen.

Stangen im Hühnerstall sind ein Muss

Hühner sind ausgesprochen soziale Wesen. Deswegen ist es verboten, die Tiere einzeln zu halten. Sie gehen gemeinsam mit ihren Artgenossinnen auf Futtersuche oder sind damit beschäftigt, ihre Hackordnung auszuhandeln. Doch genauso wichtig ist es, dass sie sich einzeln zurückziehen können.

Zum Eierlegen bevorzugen Hennen Nester in einem abgedunkelten Bereich, wo sie ungestört ihre Eier legen können. In ihrem natürlichen Umfeld suchen Hühner auf Bäumen Schutz vor Räubern. Haushühner haben diesen Instinkt bewahrt, in der Nacht auf erhöhten Plätzen zu schlafen und am Tag dort zu ruhen. Deshalb müssen im Inneren des Stalls erhöhte Sitzstangen angeboten werden. Die Stangen müssen in unterschiedlichen Höhen mindestens einen halben Meter über dem Boden angebracht sein und oberhalb einen halben Meter Luft haben. Die Flugfähigkeit von Hühnern ist zwar gering, aber sie reicht aus, um auf die Stangen hinaufzufliegen – in der Fachsprache wird das auch Aufbaumen genannt.

Der Hühnerstall muss zudem Tageslicht bieten. Mit künstlicher Beleuchtung dürfen Geflügelhalter:innen den Tag im Hühnerstall auf maximal 16 Stunden verlängern. Das wird in der professionellen Hühnerhaltung gemacht, um die Zeit zu verlängern, in der Henne und Hahn Nahrung aufnehmen.

Hühner brauchen Auslauf

In einer artgerechten Haltungsform sollten sich Hühner zwischen ihrem Stall, einem überdachten sowie einem nicht überdachten Aussenbereich und einem Grünauslauf beziehungsweise einer Weide frei bewegen können.

Der Auslauf ins Freie entspricht in vielerlei Hinsicht den Bedürfnissen der Tiere und trägt zu ihrem Wohlbefinden bei. Draussen finden die Tiere Schatten, Schutz und Beschäftigung: Unter Sträuchern und Bäumen können sie sich bei Hitze ausruhen und sind vor Raubvögeln wie dem Habicht geschützt. Im Freien können die Hühner einander aus dem Weg gehen, im Staub baden und ihr natürliches Erkundungsverhalten ausleben.

Man unterscheidet zwischen drei Haltungsformen.

Boden, Freiland, Bio – was sind die Unterschiede?

Grundsätzlich können sich Hühner in allen Schweizer Ställen frei bewegen und haben Tageslicht. Das ist im Schweizer Tierschutzgesetz so festgelegt. Bei der Bodenhaltung leben bis zu 18‘000 Tiere in einem Stall. Der Bund regelt die Vorgaben zur besonders tierfreundlichen Stallhaltung (BTS) in der Direktzahlungsverordnung. Auf Landwirtschaftsbetrieben, die diese BTS-Vorgaben einhalten, haben die Tiere ausserdem Zugang zu einem gedeckten und eingestreuten Aussenklimabereich (AKB), auch Wintergarten genannt. Mittlerweile leben über 90 Prozent der in der Schweiz gehaltenen Legehennen in Haltungssystemen gemäss BTS.

In der Freilandhaltung gelten für den Stall und den Wintergarten die gleichen Vorgaben wie bei der Bodenhaltung gemäss BTS. In Freilandhaltung können Herden von bis zu 18‘000 Tieren gehalten werden. Zusätzlich zum Wintergarten haben die Tiere täglich Zugang zu einer Weide. Auf diesem Weideauslauf stehen jedem Tier 2,5 Quadratmeter zur Verfügung.

Bio-Freilandhaltung geht noch weiter: Auf einem biologisch bewirtschafteten Hof dürfen nach den Richtlinien von Bio Suisse Legehennen in Herden von maximal 2‘000 Tieren gehalten werden. Im Wintergarten haben die Bio-Tiere im Vergleich zur konventionellen Haltung mehr als doppelt so viel Platz. Auf der Weide haben die Hühner doppelt so viel Platz, nämlich 5 Quadratmeter pro Tier. Eine weitere Besonderheit in der Bio-Freilandhaltung: Schon die Jungtiere dürfen ins Freie. Masthühner müssen ab dem 22. Lebenstag Zugang zur Weide haben, Legehennen ab dem 43. Tag. In der Bio-Landwirtschaft dürfen Hühner zudem nur biologisch angebautes Futter fressen. Gentechnisch veränderte Organismen oder vorbeugend eingesetzte Medikamente sind verboten.

Je nach Haltungsart und Betrieb werden unterschiedliche Rassen eingesetzt.

Nein, die Käfighaltung ist in der Schweiz schon seit 1991 verboten – aber in vielen Ländern ist sie nach wie vor erlaubt. Deswegen kann man bei verarbeiteten Lebensmitteln, die aus dem Ausland stammen oder die Eier aus dem Ausland enthalten, nicht immer garantieren, dass die Eier aus artgerechter Haltung stammen.

Eine Nische: Rassehühner

Hühner sind vermutlich das Haustier, das am häufigsten gehalten wird. Huhn und Mensch leben schon seit 5000 Jahren zusammen. Das Haushuhn stammt vom wild lebenden Bankivahuhn ab. Dieser Allesfresser und Resteverwerter eignete sich optimal für die Domestizierung und Haltung im bäuerlichen Umfeld. Im Speiseplan der Menschen waren Eier und Fleisch eine willkommene Bereicherung.

Neben optischen Eigenschaften wie einem prächtigem Federkleid wurden eine hohe Legeleistung oder ein guter Fleischansatz gezielt herangezüchtet. So entstand eine bunte Palette an verschiedenen Rassen. Heute gibt es weltweit über 180 Hühnerrrassen, darunter etwa Vorwerkhuhn, Appenzeller Barthuhn oder Schweizerhuhn.

Rassehühner spielen heute in der Nutztierhaltung nur noch eine Nischenrolle. Sie werden vor allem von Hobbyhalter:innen und auf kleineren Landwirtschaftsbetrieben mit Direktvermarktung eingesetzt. In der Landwirtschaft sind vor allem Hybridzüchtungen wichtig.

Was sind Hybridhühner?

Während bei der Zucht von Rassehühnern tradiertes Zuchtwissen zählt, sind Hybridhühner das Ergebnis modernster Zuchttechniken. Hybridhühner entstehen durch gezielte Kreuzungen, wobei die besten Eigenschaften verschiedener Rassen kombiniert werden. Sie werden seit dem Zweiten Weltkrieg für die Produktion von Eiern und für die Mast gezüchtet.

Die Tiere stammen von verschiedenen Rassen ab, die miteinander gekreuzt werden. Dabei machen sich die Zuchtfirmen den so genannten Heterosiseffekt zunutze: Die Nachkommen sind leistungsfähiger als die Eltern, bei möglichst geringem Futterverbrauch. Legehybriden sind zum Beispiel Sorten wie Lohmann brown, Lohmann Sandy oder Super Nick. Auch Hybriden für die Pouletmast werden auf diese Weise gezüchtet, etwa Rustic Gold oder Cobb 500.

Mit der Intensivierung der Landwirtschaft musste sich auch die Geflügelhaltung professionalisieren. Heute halten die meisten Landwirtinnen und Landwirte hochspezialisierte Hybridhühner. Jahrzehnte des Zuchtfortschritts haben dazu geführt, dass sich bei den Hühnern zwei voneinander entkoppelte Produktionszweige entwickelt haben: Auf der einen Seite die Pouletmast mit Tieren, die spezifisch auf Fleischzuwachs hin gezüchteten wurden. Auf der anderen Seite die Legehennenhaltung für die Eierproduktion mit spezifisch auf Legeleistung hin gezüchteten Tieren. 

Hybridhühner haben zwar Vorteile in der Wirtschaftlichkeit und Ökoeffizienz, aber sie bringen auch Probleme mit sich: Legehennen benötigen Kalzium für die Schalenbildung. Kalzium wird über das Futter zugeführt. Es ist aber bekannt, dass bei Hochleistungshennen zusätzlich Kalzium aus den Knochen mobilisiert wird. Das kann mit zunehmendem Alter der Hennen zu porösen Knochen und zu Belastungsbrüchen führen.

Die Zucht auf hohe Legeleistung führt dazu, dass Hähne von Linien, die für die Eierproduktion gezüchtet werden, kaum Fleisch ansetzen. Deshalb wurden sie bisher nicht für die Fleischproduktion genutzt und die männlichen Küken wurden direkt nach dem Schlüpfen getötet.

Eier und Fleisch: das Zweinutzungshuhn

Früher war jedes Huhn ein Zweinutzungshuhn. Die Hennen lieferten Eier und die Hähne Fleisch. So gesehen sind viele Rassehühner auch Zweinutzungshühner. Allerdings hinkt deren Effizienz deutlich hinter jener der spezialisierten Hybridhühner her. Deswegen haben Zuchtfirmen und bäuerliche Initiativen in jüngerer Zeit begonnen, gezielt auf Zweinutzung zu züchten, also auf ausgewogene Lege- sowie Mastleistung. Da Legeleistung und Fleischzuwachs Merkmale sind, die sich gegenseitig limitieren, hat die Zucht auf Zweinutzung ihre natürlichen Grenzen.

Auf Bio-Betrieben werden inzwischen wieder vermehrt solche Züchtungen eingesetzt, wenn auch seltener als Hybridhühner. 

Eine Art, die in der Schweiz für Bio-Betriebe zugelassen ist, ist das Lohmann Dual Huhn, das aus einem der grossen europäischen Zuchtbetriebe stammt. Es legt weniger und kleinere Eier als eine Legehenne, und der Hahn eignet sich für die Fleischproduktion. Auch Züchtungen wie Coffee und Cream von der Ökologischen Tierzucht GmbH gewinnen in der Schweizer Bio-Landwirtschaft an Beliebtheit.

Das Zweinutzungshuhn bietet einen Ausweg aus dem Kükentöten und balanciert das Bedürfnis nach Eiern und Poulet.

Verantwortungsvolle Hühnerhaltung

Ein Grundprinzip des Biolandbaus ist, dass Mensch, Tier und Natur im Gleichgewicht sind. Nicht die maximale Ertragssteigerung steht im Vordergrund, sondern ausgewogene Leistung, Qualität und Nachhaltigkeit. Eine verantwortungsvolle Hühnerhaltung wird den Bedürfnissen der Tiere, ihren natürlichen Verhaltensweisen und ihrer Gesundheit gerecht.

Diese Haltung führt dazu, dass die Tiere wenig Stress erleben – und das wirkt sich direkt auf die Qualität und den Geschmack von Eiern und Fleisch aus. Bio-Eier enthalten beispielsweise mehr Vitamin E sowie Carotinoide. Dank des Verzichts auf chemisch-synthetische Pestizide und Dünger wird auch die Umwelt geschont.

So bleibt der Boden gesund, und die Artenvielfalt erhalten - auch für kommende Generationen.

Ein wichtiger Fortschritt in der Hühnerhaltung bei Bio Suisse ist das Ende des Kükentötens. Auf Bio-Höfen werden ab 2026 alle Küken, unabhängig vom Geschlecht, aufgezogen. Männliche Küken, die in der normalen Landwirtschaft aussortiert und getötet werden, dürfen hier zu Hähnen aufwachsen. Sie werden in der Fleischproduktion verwendet.

Artgerechte Hühnerhaltung nach Bio Suisse auf einen Blick

  • Bio-Hühner leben auf Bio-Höfen. Das heisst, dass der ganze Betrieb nach den strengen Bio Suisse Richtlinien produziert.
  • Bei Bio Suisse sind die Herden kleiner als in der konventionellen Landwirtschaft. Auf Bio-Höfen sind bis zu 4000 Legehennen pro Herde erlaubt. Je 2000 Legehennen leben maximal in einem Stall. In Betrieben mit Freiland- und Bodenhaltung sind bis zu 18'000 Tiere zugelassen.
  • Bio-Geflügel hat mehr Platz: Auf der Weide hat jede Bio-Legehenne 5 Quadratmeter Platz. In konventioneller Freilandhaltung dagegen stehen ihr nur 2,5 Quadratmeter zur Verfügung. Im Stall sind auf dem Bio-Betrieb fünf Legehennen pro Quadratmeter erlaubt; in der Boden- und Freilandhaltung sind es zehn Tiere pro Quadratmeter.

Die Vorteile liegen auf der Hand:

Bessere Gesundheit: Hühner, die artgerecht gehalten werden und zwischen wettergeschützten Stall und Freiland wechseln können, sind gesünder und widerstandsfähiger gegenüber Krankheiten.

Hochwertige Produkte: Die artgerechte Haltung und Fütterung führt zu qualitativ hochwertigen Eiern und Pouletfleisch.

Nachhaltigkeit: Artgerechte Hühnerhaltung ohne chemisch-synthetische Pestizide fördert eine nachhaltige Landwirtschaft, die sich positiv auf die Umwelt auswirkt.

Bio Suisse erlaubt bis zu 2000 Tiere in einem Stall. Maximal zwei Ställe pro Betrieb sind erlaubt. Hühner sind übrigens ausgesprochene Gruppentiere: Sie erkennen etwa 100 Artgenossinnen.

Auf Bio-Höfen dürfen Hartholzgranulat oder Strohhäcksel verwendet werden – Hauptsache, trocken und locker. In der Einstreu können die Tiere nach Futter scharren und baden.

Legehennen sind aufs Eierlegen optimiert. Sie legen etwa 300 Eier pro Jahr und werden in der Regel nach einem Jahr geschlachtet. Legehennen werden beispielsweise als Suppenhuhn verwertet oder zu Tierfutter verarbeitet.

Mastpoulets setzen innerhalb weniger Wochen viel Fleisch an. Sie erreichen schon nach 35 Tagen ihr Schlachtgewicht. Bei Mastpoulets essen wir Brust, Schenkel und Flügel. In der Schweiz werden jährlich 80 Millionen Poulets gemästet.

Auf Schweizer Bio-Bauernhöfen werden auch Zweinutzungshühner aufgezogen. Diese Hennen sind solide Eierproduzentinnen, setzen aber gleichzeitig auch Fleisch an.

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